Zum 265. Geburtstag von W. A. Mozart: „Er hatte Schulden, denn er trank, doch ihn liebten alle Frauen…“

Als ultimatives, wenngleich unvollendetes Genie ist Mozart in die Geschichte eingegangen. Zwei ungemein populäre Werke haben an diesem Mythos mitgewoben: ein Film und ein Song, dessen Interpret – FALCO – kaum weniger schillernd war.

Jede Kunstform hat einige Stars – und doch überstrahlen nur die wenigsten Namen alle Epochen. Geht es an klassische Musik, so ist das Dreigestirn aus Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven auch Menschen geläufig, die sich überhaupt nicht für das Thema interessieren. Wolfgang Amadeus Mozart, der am 27. Januar 1756 in Salzburg geboren wurde, nimmt in der Trias die Position des ultimativen Genies ein, dessen Werk wegen seines frühen Tods unvollendet blieb. Entsprechend viele Legenden ranken sich um den Salzburger.

10.000 Stunden, so lautet die Regel, müssen talentierte Musiker üben, bis sie ihr Instrument wirklich beherrschen. Mozarts Vater Leopold sorgte dafür, dass sein Sohn diese Zahl schnell erreichte. Einer Anekdote zufolge musste der junge Wolfgang Amadeus selbst dann am Klavier sitzen, wenn sein Vater Mittagsschlaf hielt. Angeblich zahlte es der Sohn dem Alten heim, indem er bei allem, was von Bach kam, den Schlussakkord ausließ. Leopold Mozart war derartig um seine Ruhe gebracht, dass er aus dem Bett aufsprang und den Akkord persönlich in die Tasten drosch.

Den Jungen reichte er als Wunderkind an den Höfen ganz Europas herum. Damit reiste der junge Mozart mehr als wohl jedes andere Kind der Zeit. Er entschied sich gegen Kirchenmusik, und wurde noch als Teenager Konzertmeister in Salzburg. Von 1781 bis zu seinem Tod 1791 arbeitete er als freier Komponist in Wien auch für Kaiser Joseph II. (die Österreicher haben also ein Recht, ihn für sich zu reklamieren).

Das populäre Bild seines Wirkens in Wien ist heutzutage von zwei Kunstwerken aus den 80er-Jahren geprägt. Milos Formans Film „Amadeus“ von 1984 zeichnet dem Komponisten als Popstar am Abgrund, dessen übergroßes Talent ihn sich an keine Regel bei Hof halten lässt, und den sein weniger talentierter Konkurrent Antonio Salieri in den Tod treibt. Das inspirierte den Österreicher FALCO zu dem Song „Rock me, Amadeus“ – dieser Interpret war bestimmt nicht weniger schillernd als der Komponist, was die Vorstellung eines manischen Genies nur noch weiter befeuerte. „Er hatte Schulden, denn er trank, doch ihn liebten alle Frauen“ war die Botschaft, die FALCO über Amadeus zu verbreiten hatte.

Wer Mozarts Musik in Werken wie „Don Giovanni“, „Die Zauberflöte“ oder seiner unvollendeten Großen Messe in c-Moll hört, der gewinnt eine Ahnung davon, dass dieser Mann komplexeste Harmonien fix und fertig im Kopf trug und sie beim Aufschreiben kaum mehr korrigieren musste. Es ist, als ob Mozart die Noten in die Luft warf und nur zusah, wie die Musik aufs Papier herunterregnete. Dieses Gefühl totalen Schwebens stellt sich wohl bei keinem anderen historischen Meister so ein wie bei ihm.

Falsch ist die Legende, dass der Komponist verarmt in einem Armengrab verscharrt wurde (siehe nachstehenden Artikel unten). Er steckte in finanziellen Schwierigkeiten – ein Beleg dafür, dass überragende Begabungen oft mit ebenso überragenden Defiziten zusammenfallen. Aber seine Beisetzung fand nicht im Massengrab statt. Doch selbst wenn es so gewesen wäre, würde das auch keine Rolle spielen: Wolfgang Amadeus Mozarts Musik beweist, dass Kunst einen Menschen vielleicht nicht retten, aber trotzdem unsterblich machen kann.

Quelle: WELT.DE vom 27.01.2021

  – Textchef ICON / Welt am Sonntag


Die etwas andere Geschichte vom Tod eines Genies

Bettelarm, verlassen, verkannt: So soll der geniale Komponist Wolfgang Amadeus Mozart im Dezember 1791 gestorben sein. Die Begräbnisordnung und die Akten widersprechen dem gängigen Klischee.

Nur halb so groß wie Zürich, aber doppelt so lustig. Dieses bekannte Wiener Bonmot über den Zentralfriedhof wird gern zitiert, wenn es um den ebenso innigen wie eigentümlichen Umgang der Wiener mit dem Tod geht. Wo sonst gibt es eine so liebevolle Bezeichnung für das Ableben, als wenn‘s einen „in den Hoezpitschama“ (Holzpyjama) haut? Und wer sonst hat einen so morbiden Ort wie die Kapuzinergruft, knochige Begräbnisstätte der Habsburger?

Der Zentralfriedhof ist in der Tat die herausragende unter den Wiener Totenstätten. Der Chef der Friedhofsverwaltung hat nicht weniger als drei Millionen Leute unter sich. Es gibt sogar eine eigene Buslinie, die quer über das 2,5-Quadratkilometer-Gelände von Europas zweitgrößtem Gottesacker führt. Beethoven, Brahms, FALCO oder Curd Jürgens – scheinbar unendlich viele Prominente sind hier beigesetzt. Ein „Aphrodisiakum für Nekrophile“ nennt ihn André Heller, selbst gebürtiger Wiener.

Juwel der Wiener Friedhöfe aber ist der „Sankt Marxer“, der einzig erhaltene von einst fünf Biedermeierfriedhöfen der Habsburger Hauptstadt. Noch 5600 der einst 8000 Grabmäler sind erhalten. Vor allem aber fand hier im Dezember 1791 ein geheimnisumwittertes Begräbnis statt. In der Dunkelheit wurde der berühmte Komponist Wolfgang Amadeus Mozart mit einem wiederverwendbaren Klappsarg in einem namenlosen Reihengrab mit anderen Verstorbenen beigesetzt. Kein Mitglied der Familie folgte dem Leichenzug. Nicht einmal einen Stein ließ seine Witwe Constanze zur Erinnerung setzen.

Andere waren da spendabler, zeugten ihre Grabmäler doch von Ehre und Rang im Diesseits. Eine „Gastgebers-Gattin in der Leopoldstadt“ ist hier verewigt, ein „bürgerlicher Kanalräumer“, eine „k. k. Hof Mundwäscherin“ oder ein „bürgerlicher Lust- und Ziergärtners-Sohn“; aber auch ein „wirklich geheimer Rath“, der derart viele K.u.K.-Titel auf sich vereinte, dass der Steinmetz am Ende der Tafel auf ein lakonisches „etc. etc. etc.“ verfiel. Je verfallener Grabstein und Inschrift, desto eindringlicher ist das Memento mori, das im stolzen Verweis auf den einstigen Besitz und Status steckt. Man kann nichts mitnehmen in die andere Welt.

Seine Existenz verdankt der Friedhof dem aufgeklärten Kaiser Joseph II. (reg. 1765–1790). Er verbot aus hygienischen Gründen Beisetzungen innerhalb des Linienwalls, des heutigen „Gürtels“, und ordnete die Neuanlage von fünf „communalen“ Begräbnisstätten an, damals noch weit außerhalb der Stadt gelegen. Der „Sankt Marxer“ ist nach dem Markus-Hospital benannt, das seit dem Mittelalter Kranke pflegte. In 90 Jahren wurden hier ab 1784 rund 15.000 Menschen bestattet – bis der Zentralfriedhof 1874 die Abgelebten der werdenden Millionenstadt aufnahm.

Einer von ihnen war Mozart, ein musikalisches Genie, das als Musikunternehmer indes weniger erfolgreich agierte. Allerdings ist die Geschichte, seine schlichte Bestattung sei ein Zeugnis seines wirtschaftlichen Ruins gewesen, eine Legende. Mozart war im Jahr 1791 35 Jahre alt und weiterhin ein gefragter Komponist. Seine Opern wurden an zahlreichen Theatern gespielt, Kompositionsaufträge blieben nicht aus, seine letzten Werke, allen voran die „Zauberflöte“ und das „Requiem“, bewiesen seine ungebrochene Schaffenskraft. Die Reise zur Kaiserkrönung Leopolds II. nach Frankfurt am Main hatte zwar nicht die erhofften Engagements gebracht, aber in Prag und Wien eröffneten sich neue Perspektiven.

Sein Biograf Gernot Gruber hält denn auch das „alte und immer wieder aufpolierte Klischee vom einsamen, von der Gesellschaft verstoßenen, bitterarmen, verzweifelten und von Todesahnungen geplagten Mozart“ für „schlichtweg falsch“. Mozart lebte einfach über seine Verhältnisse. Die waren üppig genug. Man hat errechnet, dass sein Jahreseinkommen nach heutigem Wert irgendwo zwischen 120.000 und 150.000 Euro gelegen hat, manchmal war es auch wesentlich mehr. Damit hätte sich selbst im noblen Wien leicht ein gutbürgerlicher Haushalt finanzieren lassen.

Aber Mozart wollte mehr. Für extravagante Kleidung gab er ein Vermögen aus, ebenso für überdimensionierte Wohnungen und dazugehöriges Personal. Auch überfiel ihn gelegentlich die Spielleidenschaft. Sein teurer Billardtisch gehörte neben wertvollen Instrumenten zu den herausragenden Stücken seines Nachlasses. Zwar hatte er Schulden, aber bis zuletzt noch ausreichend Kredit – und Aussichten auf neue Einkünfte.

Bild: Mozarts letzte Stunden, wie Hermann Kaulbach (1846-1909) sie sah

Noch am 17. November dirigierte Mozart die kurz zuvor entstandene „Freimaurer-Kantate“. Drei Tage später überfiel ihn die Krankheit. Am 5. Dezember starb er. Als Todesursache wurde „hitziges Frieselfieber“ angegeben, moderne Spekulationen kreisen immer wieder um diverse psychische Erkrankungen. Es folgte die Einsegnung des Leichnams in der Kruzifixus-Kapelle des Stephansdoms, dann die Beerdigung auf dem Friedhof von St. Marx und schließlich am 10. Dezember die Totenmesse in St. Michael.

Der schlichte Leichenzug bei Regen und Schnee – auch sein Rivale Antonio Salieri soll dabei gewesen sein, der immer wieder als Täter genannt wird, wenn Mordtheorien gesponnen werden – wurde in der Romantik immer weiter zum Topos vom verkannten und entkräfteten Genie ausgesponnen. Tatsächlich folgte er nur den üblichen Formalien.

„Damals war das ,Leichen-Zeremoniell‘ mit der Einsegnung in der Kirche abgeschlossen“, schreibt Gernot Gruber. Die Särge durften nicht bei Tageslicht auf die Friedhöfe gebracht werden. Auch war keine Begleitung durch Angehörige vorgesehen. Nach zehn Jahren wurden die Reihengräber, die beileibe keine Armengräber waren, neu belegt. 1801 war also die erste Chance, die Gebeine des mittlerweile hochverehrten Komponisten aus dem Knochenberg zu bergen. So kam ein Mozart-Schädel auf verschlungenen Wegen nach Salzburg; über seine Echtheit streiten Mozart-Anhänger und Wissenschaftler bis heute.

An der ungefähren, stets umstrittenen Stelle wurde ein Scheingrab mit einem Mozart-Denkmal errichtet – das freilich zu dessen 100. Todestag 1891 auf den Zentralfriedhof gebracht wurde. Ein findiger Wärter schmückte die verödete Fläche schließlich mit Teilen anderer Grabmäler aus. An dem Säulenstumpf legen Besucher bis heute Blumen und Fanpost ab und entzünden Kerzen.

Quelle:  WELT.DE vom 09.12.2016

Von Florian Stark.

 


 

Persönlichkeiten:

Wolfgang Amadeus Mozart

Von Helmut Brasse

„Er war Superstar, er war populär… er war ein Virtuose, war ein Rockidol“ – nicht nur FALCO kam in seinem 80er-Jahre-Hit „Amadeus“ zu dem Schluss: Wolfgang Amadeus Mozart war und ist der Superstar der klassischen Musik.

Mehr als 250 Jahre nach seiner Geburt ist Mozarts Werk noch immer aktuell und wird täglich in aller Welt gespielt. Und weil es von Mozart und seiner Familie durch zahlreiche hinterlassene Briefe viele Informationen gibt, wurde er für die Nachwelt greifbarer als andere Musiker jener Zeit.

Der Kinderstar

Am 27. Januar 1756 wurde Wolfgang Amadeus Mozart als Sohn eines Hofviolinisten in Salzburg geboren. Er hatte eine ältere Schwester, Maria Anna, genannt „Nannerl“, die mit dem Vater regelmäßig musizierte. So kam Mozart von Geburt an mit Musik in Berührung.

Wobei er ein außergewöhnliches Talent zeigte: Schon mit vier Jahren fing er an Klavier zu spielen. Mit fünf Jahren schrieb er bereits seine ersten Stücke und hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt. Der Vater Leopold Mozart erkannte schnell, welches Talent in seinem Sohn steckte, und versuchte es zu fördern und damit Geld zu verdienen.

Mozart war gerade sechs Jahre alt, als er mit seiner Familie auf seine erste Konzertreise ging. Diese Reisen mit Pferdekutschen dauerten zum Teil Jahre und führten in Städte wie München, Köln, Paris und London.

Vater Mozart präsentierte anfangs Sohn und Tochter gemeinsam als musizierende Wunderkinder. Sehr schnell entwickelte sich aber Wolfgang zum „Star“. Der kleine Junge spielte nicht nur enorm gut Geige und Klavier. Er hatte auch eine sehr freundliche Art, mit welcher er die Herzen der vielfach adligen Zuschauer eroberte.

Der Komponist

Mit zunehmendem Alter entwickelte sich Mozart vom Interpreten zu einem ernstzunehmenden Komponisten. Bereits mit zwölf Jahren erhielt er in Wien den ersten Auftrag für eine Oper. Das Werk wurde zwar nicht aufgeführt, fand aber in Fachkreisen viel Anerkennung.

Der Wechsel vom Kinderstar zum Berufsmusiker war jedoch nicht so leicht wie erhofft. Denn mit dem Ablegen der Kindheit verlor Mozart den „Niedlichkeitsfaktor“ und sein Ausnahmetalent wurde als eine Bedrohung für andere Komponisten empfunden.

So musste er zu Lebzeiten viel unberechtigte Kritik, die oft nur auf Neid beruhte, über sich ergehen lassen. Es wird sogar berichtet, dass Musiker seine Stücke sabotierten, indem sie bewusst schlecht spielten.

Seinen großen Durchbruch als Komponist erlebte Mozart mit der Oper „Idomeneo“, die 1781 in München uraufgeführt wurde.

Was Mozart als Musiker ausmachte, war seine Vielseitigkeit. Er konnte äußerst komplexe Stücke schreiben und dann sein Publikum wieder mit sehr eingängigen Melodien vereinnahmen. Dramatik und Leichtigkeit beherrschte er wie nach ihm kein weiterer Komponist, weshalb er bis heute eine Ausnahmeerscheinung ist.

Der Mensch

Ob Mozart wirklich der Frauenschwarm war, als der er heute oft dargestellt wird, ist fraglich. Augenzeugen wie der Autor Franz Xaver Niemetschek, der Mozart persönlich kannte, beschrieben ihn als sehr „unansehnlich in seinem Äußeren“.

Mit 1,58 Metern soll er sehr klein gewesen sein. Und da er seine Zeit meist im Sitzen am Klavier verbrachte, hatte er auch alles andere als eine athletische Figur. Als Kind fiel er eher durch eine sehr freundliche und rücksichtsvolle Art auf.

Er war gutmütig und – zum Missfallen des Vaters – sehr gutgläubig, was diverse Mitmenschen Zeit seines Lebens ausgenutzt haben sollen.

In seinen Briefen zeigte Mozart einen Hang zu Wortspielereien und einen sehr eigenen Sinn für Humor, der heute oft befremdlich wirkt, wenn er Sätze wie „Ich werde alsdann in eigener hoher Person Ihnen complimentiren, Ihnen den Arsch petschiren“ an eine Geliebte schrieb. Seine oft derbe Sprache, die auch viele Fäkalworte enthielt, soll aber allgemein typisch für jene Zeit gewesen sein.

Inwieweit Mozart wirklich viele Affären mit Frauen hatte, wie oft behauptet wird, ist umstritten. Man weiß von einer Beziehung zu seiner jüngeren Cousine Maria Anna Thekla, von ihm „Bäsle“ genannt. Dokumentiert ist seine unerwiderte Liebe zu der Mannheimer Sängerin Aloisia Weber, deren Schwester Constanze er später heiratete.

Darüber hinaus ist wenig belegt. Es gibt Andeutungen in seinem Schriftverkehr über mögliche Beziehungen zu anderen Frauen, aber Genaues lässt sich nicht mehr ermitteln.

Allgemein wird Mozart nachgesagt, dass er wenig Respekt vor Obrigkeiten zeigte – vielleicht ein Grund, warum er trotz seines außergewöhnlichen Talents immer Schwierigkeiten hatte, Festanstellungen als Hofmusiker zu bekommen.

Neben der Musik soll Mozart gerne Billard gespielt haben, daneben liebte er das „Bölzlschießen“, eine frühe Form des Zielschießens mit einer Art Luftgewehr.

Was seine Kunst anbetraf, soll Mozart weniger „exaltiert“ gewesen sein, als manch anderer seiner musikalischen Zeitgenossen. Er redete kaum über seine Arbeit und prahlte auch nicht mit Erfolgen.

Wichtig war es für ihn jedoch, für wen er spielte, ob die Zuhörer Ahnung von Musik hatten oder nicht. Wenn er Musikliebhaber im Publikum hatte, spielte er leidenschaftlicher und vor allem länger.

Die Karriere

Die Karriere des Wolfgang Amadeus Mozart weist viele Parallelen zu Karrieren im heutigen Musikgeschäft auf. Es beginnt mit den langwierigen Tourneen, die Mozart schon in seiner Zeit als „musizierendes Wunderkind“ absolvierte. Gut ein Drittel seiner 35 Lebensjahre war Mozart auf Reisen, um seine Musik international zu Gehör zu bringen.

Er besuchte viele Orte, die noch heute Pflichttermine für Musiker darstellen. In Deutschland war er unter anderem in München, Mannheim, Köln und Berlin zu Gast. Andere Ziele seiner insgesamt 17 Reisen waren London, Paris und Prag sowie Italien, damals das Musikland überhaupt.

Natürlich gab es zu Mozarts Lebzeiten noch keine Tonträger, auf denen er seine Stücke verbreiten konnte. Immerhin ließ Mozart von vielen seiner Werke die Noten drucken, um sie dann verkaufen zu können. Das – und auch hier existiert eine Parallele zum heutigen Musikgeschäft – führte schon damals zu „Raubkopien“, indem andere seine Noten kopierten und Geld damit verdienten.

Was für heutige Künstler der Plattenvertrag ist, war für damalige Musiker die Festanstellung an einem Hof. Sie garantierte ein sicheres Einkommen, hatte aber auch den Nachteil, dass die künstlerische Freiheit stark eingeschränkt war. Denn die Kompositionen hatten meist eine Funktion zu erfüllen: als Untermalung für Messen oder besondere Anlässe.

In Salzburg hatte Mozart durch seinen Vater zweimal eine Festanstellung, fühlte sich dort jedoch künstlerisch eingeschränkt. Vergebens bemühte er sich um Festanstellungen in München, Mannheim und Paris. 1781 gab er seine Festanstellung in Salzburg auf und ging nach Wien.

Erst vier Jahre vor seinem Tod bekam er dort eine neue Festanstellung als Kapellmeister. Zwischendurch lebte er von Auftritten, Kompositionsaufträgen und auch Klavierunterricht.

Was seine Popularität angeht, soll Mozart zu Lebzeiten vor allem in Prag erfolgreich gewesen sein. Dort liebte man seine Werke, was sich in langen Laufzeiten seiner Opern ausdrückte. In Wien dagegen, wo er von viel Konkurrenz und Neidern umgeben war, unterlag seine Popularität starken Schwankungen.

In Wien verbrachte er auch die letzten Wochen seines Lebens. Kurz nach der Uraufführung der „Zauberflöte“ starb er im Dezember 1791 mit nur 35 Jahren. Über die Umstände seines Todes wird bis heute gerätselt.

Das Werk

Mozarts Gesamtwerk umfasst nach heutigem Wissen rund 1060 Titel. Einige davon sind jedoch verschollen. Alle Mozart-Werke wurden in einem Verzeichnis erfasst, das von dem Botaniker Ludwig Ritter von Köchel im 19. Jahrhundert erstellt und seitdem immer wieder durch neue Funde ergänzt wurde.

Weil Mozart selbst seinen Werken keine richtigen Titel gegeben hat, tragen selbst Stücke, deren Melodien jedermann bekannt sind, Bezeichnungen wie „Klavier Sonate Nr.11 in A-Dur, KV 331“. Was für Klassikeinsteiger oftmals verwirrend, wenn nicht gar abschreckend ist.

Unter seinem Gesamtwerk befinden sich auch 15 Bühnenwerke, also Opern wie „Die Entführung aus dem Serail“ und „Don Giovanni“. Seine bekannteste Oper dürfte „Die Zauberflöte“ sein: Die Geschichte vom Prinzen Tamino, der die Königstochter Pamina befreien soll, wobei viele Charaktere ständig von Gut zu Böse wechseln, begeistert auch heute noch ein großes Publikum.

Mozart schrieb die Texte zu seinen Opern nicht selbst, dafür waren sogenannte „Librettisten“ zuständig. Oder er schrieb Musik zu existierenden Dramen, was auch schon mal dazu führen konnte, dass wie im Fall des „Figaro“ Gioacchino Rossinis Geschichte ein zweites Mal vertont wurde.

Auch bei seinen Einzelstücken hat Mozart so gut wie keine eigenen Texte geschrieben, sondern Arbeiten von zeitgenössischen Dichtern benutzt, darunter auch von Goethe. Aufgrund unzähliger Auftragskompositionen hat Mozart ein vielseitiges Werk hinterlassen. Er selbst sah sich in erster Linie als Opernkomponist.

Der Nachlass

Dass man heute relativ viel über Mozart weiß, beruht weitgehend auf den erhaltenen Briefwechseln innerhalb der Mozart-Familie während ihrer Reisen. Vor allem aus den Briefen des Vaters und natürlich Mozarts eigener Korrespondenz ziehen Forscher Rückschlüsse auf seine Arbeit und sein Leben.

Noch heute werden seine Schriftwechsel immer wieder neu interpretiert. Einen wichtigen Beitrag zur Mozart-Forschung leistet seit 1841 das Mozarteum in Salzburg – ursprünglich ein Bürgerverein, der einst das Erbe Mozarts von dessen kinderlosen Söhnen übernahm.

Das Mozarteum suchte im Laufe der Jahre Dokumente und Werke Mozarts zusammen und eröffnete mehrere Museen. Später wurde auch eine Musikschule gegründet, die heute eine renommierte Hochschule für Musik ist.

Weltweit ist das Interesse an Mozart ungebrochen. Noch immer tauchen Noten in Archiven auf, die man Mozart zuordnet und die dann von Experten heiß diskutiert werden. Und jährlich erscheinen in aller Welt neue Bücher, die Mozarts Werk unter immer neuen Aspekten beleuchten – in der Hoffnung, diesem musikalischen Genie auf die Schliche zu kommen.

 

Quelle: ARD/WDR „Planet Wissen“ vom 30.03.2020