Falco im Fernsehen: Vokuhila und Hyperrealität
Dann „Kulturmontag“, und jetzt alle aufpassen, es wird anspruchsvoller. „Er hatte die gewisse Attitüde, heute würde man sagen: Swag.“ Erster Satz, zwei Fremdwörter, das Niveau stimmt. Es folgt ein Brückenschlag zur Hoch- und eine weiterer zur zeitgenössischen Popkultur, aber der Beitrag im Rahmen des Magazins ist eigentlich nur ein Aufwärmen für das, was danach kommt. Titel der Doku aus dem Jahr 2010: „Falco, der Poet“. Gesucht: Der Dichter hinter dem Falco.
Die ersten 15 von 30 Minuten werden mit der Beantwortung der Frage verbracht, ob die Doku überhaupt so heißen darf, wie sie heißt. Also: war Falco ein Poet? Viele gescheite Menschen kommen zu Wort und langsam kristallisiert sich heraus, dass der Titel wahrscheinlich nicht mehr geändert werden muss, aber dann das: „Falco ist wesentlich mehr als Literatur.“ Echt jetzt. Vielleicht ein Musiker?
Nachdem Falco in diesem gemeinsamen Kraftakt vieler sehr gescheiter Leute erfolgreich in die LIteraturschublade verfrachtet worden ist, stellt sich auch die Frage nach dem Warum. Aufgrund der Momente der Doppelcodierung sollte er in einer österreichischen Lyrikanthologie nicht fehlen, weil seine Texte vor dem Hintergrund postmoderner Theorie (Baudrillard) zu lesen sind – Stichwort: Dominanz der Simulation, Begriff der Hyperrealität – und er wie die Romantiker hinter dem wahren Sichtbaren auch immer eine Ursprache, eine mystische Sprache des Künstlers gesehen haben.
Falco selbst sagte: „Ich recherchiere Suggestionen.“
Eine Literaturwissenschafterin: „Er führt ja uns Wissenschafter genauso an der Nase herum, wie er das Publikum an der Nase herumgeführt hat.“
Gefunden: Der Schelm im Falco.