AMADEA liest FALCO
1.6.2017 | Café Korb – Art Lounge
“Verdammt wir leben noch”
Falco war nicht nur Popstar, Stil-Ikone und Wien’s größter Exzentriker, er war zugleich auch Sprachkünstler, Poet, Lautmaler, Wortspieler, Pointenbringer, Schmähführer, Bar-Steher und Kaffeehausgeher. Amadea S. Linzer präsentiert am 1.6. in der Art-Lounge des Café Korb eine spezielle Auswahl seines geschriebenen Werks.
Die sprachliche Genialität war dem Ur-Wiener genauso angeboren wie die Musikalität. Als Popstar war er weltbekannt. Als Poet zu Lebzeiten weitestgehend unerkannt. Dabei haben auch die Falco-Lyrics mittlerweile längst Kultstatus erreicht.
Seine unverwechselbare Art, das Wienerische mit dem Englischen zu vermischen und zugleich so zu pronouncieren, als wären wir im Schönbrunner Teil von Manhatten, war in den 80er Jahren nicht nur ein künstlerisches Statement, sondern zugleich immer auch Parodie. Dieser sprachliche Kunstgriff ist tief in der österreichischen Literatur- und Kunstszene verwurzelt: Ernst Jandl, Gerhard Rühm, H.C. Artmann zählen zu seinen Vorbildern, womit sich FALCO als Textautor nahtlos in der Tradition der Wiener Avantgarde positioniert.
Dennoch war sein poetisches Werk stets dem enormen Erfolgsdruck der Popsongs untergeordnet. Das Schreiben blieb für Falco ein Mittel zum Zweck. Umso erstaunlicher, dass seine Texte auch ohne Musik nicht nur einen eigenen Stil geprägt haben, sondern sogar 20-30 Jahre nach ihrer Entstehung immer noch aktuell und lesbar sind.
Die Vielschichtigkeit der Falco-Lyrics offenbart sich erst in gesprochenen Darbietung. Dabei ist es erstaunlich, welche Tiefe manche Texte erlauben, wenn man sich ganz ohne Sound auf die Worte und Wendungen einlässt.
Man kann auf ganz unterschiedliche Art an Falco-Texte herangehen: sprachwissenschaftlich, lautpoetisch, kulturgeschichtlich, popmusikalisch, rhythmisch… oder auch spirituell. Sogar das. Wenn er sich in seinem Jubiläumsjahr selbst wieder zu Wort melden würde, dann mit einem scharfsinnigen, weitblickenden, selbstironisch-kritischen und in all dem stets emotionalen Statement. Unumstritten ist, dass er etwas zu sagen hätte, denn mundtot war der Hans Hölzel nie.
Passend dazu das Café Korb – ein Wiener Kaffeehaus, das nicht nur für Touristen charmant wirkt, sondern auch für Insider einen ganz speziellen Glanz in sich birgt: Hier pulsiert der Geist des Außergewöhnlichen: Susanne Widl, die Grande Dame der Kunst-, Film- und Modeszene inspiriert, diskutiert und illustriert hier seit vielen Jahren als Inhaberin, Inspiratorin und vermutlich auch als stille Mentorin für so manchen Weltstar. Eines ist gewiss: Hans Hölzel war hier immer wieder zu Gast.
So wird ER auch in gewisser Weise am 1.6. wieder hier „zu Gast“ sein, wenn es um seine Lyrics geht. Denn eines haben wir in Wien mittlerweile gelernt: dass der Tod kein Ende bedeutet, sondern viel eher als Katalysator wirkt für die ungetrübte Wahrnehmung von Werk und Wirkung außergewöhnlicher Zeitgenossen. In diesem Sinne wollen die Falco-Lyrics in seinem Jubiläumsjahr endlich auch mit anderen Augen gesehen und gelesen werden.
AMADEA (Amadea S. Linzer) hat in den 90er Jahren Germanistik/Romanistik studiert, ist mittlerweile freiberuflich als Texterin, Bloggerin, PR-Beraterin, Sprecherin, freie Journalistin sowie daneben auch als Energetikerin tätig.
Sie hat im Rahmen einer Mitarbeit an der „schule für dichtung“ Einblicke in die Entstehung des poetischen Werks Falcos nehmen dürfen. Daneben ist in all den Jahren auch eine geistig-spirituelle Verbundenheit entstanden, die unter anderem zu einer posthumen Beschäftigung mit Falco-Texten inspiriert – sowohl in der Rolle als Performerin (Lesungen), als auch erneut in der Rolle als Germanistin. Eine wissenschaftliche Arbeit (Dissertation) über das geschriebene Werk von Hans Hölzel/FALCO ist in Planung.
Im Anschluss an die Lesung präsentiert DJ Markus Gottehrer „Falco’s finest vibes“ für Kenner, Freaks und Insider.
Eintritt: Freie Kulturspende
WANN: 1.6.2017
19:00: Einlass
19:30: Beginn Lesung
21:00: DJ Markus Gottehrer
Café Korb
Brandstätte 9, 1010 Wien
Web: www.amadealiestfalco.at
Kontakt: amadea.linzer@gmx.at