Artikel: „Auf Falcos Spuren“

„Er war Superstar, er war populär, er war so exaltiert, because er hatte Flair.“ Was Falco in Rock Me Amadeus über Mozart singt, trifft auch auf in selbst zu. Von Klein auf als Wunderkind gehandelt, stieg er zu großem Ruhm auf. Und auch sein Name fällt wie aus der Pistole geschossen, wenn es um österreichische Musiker geht. Wir haben uns auf Spurensuche begeben und einige der wichtigen Stationen in Falcos Leben abgeklappert.

von Viktoria Klimpfinger / Chefredakteurin „1000things.at“
Mittwoch, 6. März 2019

Wusstet ihr, dass Hans Hölzel bei seiner Geburt am 19. Februar 1957 der einzige Überlebende von Drillingen war? Oder dass er sein Pseudonym Falco als Hommage an den DDR-Skispringer Falko Weißpflog wählte? Oder dass er als der erste weiße Rapper gilt? Wir würden euch zwar gern ewig mit Trivia zu Österreichs persönlichem Milleniumfalken zutexten. Machen wir aber nicht. Wir wollen ja nicht, dass euch vor lauter Falco-Wissen irgendwann der Kopf platzt. Nein, nein, wir schauen ja auf euch. Deshalb haben wir uns auch angesehen, wo ihr auf den Spuren des größten Popstar Österreichs wandeln könnt. Denn Spuren hat er viele hinterlassen. Und obwohl er in Vienna Calling singt: „Wien, nur Wien, du kennst mich ab, kennst mich down“, haften seine Fußstapfen längst nicht nur an der österreichischen Hauptstadt. Gut, bis nach Los Angeles, wo er 1988 heimlich seine Freundin Isabella Vitkovic heiratete, oder in die Dominikanische Republik, wo er am 6. Februar 1998 bei einem Autounfall ums Leben kam, haben wir unsere Suche zwar nicht ausgeweitet. Aber zumindest bis ins Burgenland.

Falkennest im Fünften

Aufgewachsen ist das Falkenküken in Wien, und zwar in der Ziegelofengasse im 5. Bezirk. Auf Nummer 26 wohnte er mit seinen Eltern. Das Haus ist mittlerweile einem Neubau gewichen. Gegenüber, auf Nummer 37, hatte seine Großmutter eine Wohnung, die er von 1974 bis 1982 übernahm. Hier schrieb er auch seinen Welt-Hit Der Kommissar, woran heute eine Gedenktafel erinnert. Gleich ums Eck, auf der Wiedner Hauptstraße 82, wurde Hans Hölzel übrigens auch eingeschult, und zwar in der römisch-katholischen Privatschule der Piaristen, heute: Piaristenvolkssschule Sankt Thekla.

Sommerfrische in Bad Tatzmannsdorf

Den Sommer verbrachte Hölzel vor allem in seiner Kindheit und Jugend oft im burgenländischen Kurort Bad Tatzmannsdorf. Denn dort lebte seine Oma mütterlicherseits, zu der er ein sehr inniges Verhältnis pflegte.

Wie Falco durch den Ort zu flanieren ist ein Sonntagsausflug ganz nach unserem Geschmack. Und wenn wir schon mal da sind, sehen wir uns auch noch das Freilichtmuseum von Bad Tatzmannsdorf an oder lassen es uns in der Therme gutgehen. Auch das hat übrigens entfernt etwas mit Falco zu tun: Sein Onkel väterlicherseits heiratete eine Ortsansässige, wurde zum Kurdirektor und während seiner Pension schließlich wissenschaftlicher Mitarbeiter im Freilichtmuseum.

Proben in Kaltenleutgeben

Als Jugendlicher schmiss Hölzel zuerst die Schule und dann seine Lehre als Bürokaufmann, um schließlich die Rockband „Umspannwerk“ zu gründen: „Meine Freunde zu der Zeit waren viel älter als ich, in der Band – ich war 17 – waren noch ein 32-Jähriger und ein 35-Jähriger. Mir gefiel einfach der geschliffene Spruch der Älteren, deren Schmäh. Ich hab den dann für mich adaptiert und angenommen“, wird Falco in seiner Biografie von Peter Lanz zitiert. Geprobt hat die Band allerdings nicht in Wien, sondern in Kaltenleutgeben, einem ehemaligen Kurort im Wienerwald. Da der Ort nur 15 Kilometer von Wien entfernt ist, fuhr der jugendliche Falco mit seinem Moped zwischen Sommerfrische und Großstadtdschungel hin und her. Zwar konnte uns die Gemeinde keine Auskunft darüber geben, wo genau das Haus stand, in dem die Band probte. Aber ein Besuch lohnt sich in jedem Fall. Denn hier wandelt ihr nicht nur auf Falcos Spuren, sondern könnt auch ganz eigene Wege beim Wandern durch den Wald und über grüne Wiesen einschlagen. Und einmal ganz tief durch die Nase einatmen, bitte!

Feiern in Falco’s Lieblingslokalen

Und in Kaltenleutgeben ist die Gefahr auch geringer, dass beim Naseninhalieren vielleicht unabsichtlich ein bisserl was vom weißen Schnee mitkommt – außer im Winter vielleicht. In Wien schaut die G’schicht schon etwas anders aus, zumindest wenn man nach Falcos Hymne auf die aufkeimende Drogenszene Ganz Wien urteilt: „Ganz Wien ist heut’ auf Kokain“. Aber keine Sorge, wir animieren euch jetzt natürlich nicht zum Gifteln. Nur zum Feiern. Das mochte der Bühnenfalke bekannter Weise nämlich gern. Und bevorzugt in kultigen Szene-Schuppen, in denen sich die Schickeria mit trübem Blick und vollem Glas zuprostete, wie etwa im Motto. Treuer Stammgast war Falco vor allem in der Diskothek U4, wo er ab und zu auch auftrat. In Ganz Wien lautet sogar eine weitere Textzeile: „Und im U4 geig’n die Goldfisch’“. Da liegt es nahe, dass man hier bis heute einmal im Jahr – meistens im Februar – eine Falco-Gedenknacht veranstaltet.

Die Stadt als Musikvideo-Kulisse

Auch einige seiner Musikvideos wurden in illustren bis noblen Wiener Etablissements gedreht. Junge Römer tanzten etwa im Palais Auersperg anders als die andeeern. Rock Me Amadeus spielt zum Teil in der Café-Bar Blue Box im siebten Bezirk, wie man im Video ab Minute 1.30 sieht. Einige Szenen zu Falcos bis heute erfolgreichstem Song, der als einziges deutschsprachiges Lied die Spitze der US-Billboard-Charts erreichte, wurden auch im Palais Schwarzenberg gedreht. Hier warteten 60 etwas angesäuerte Menschen in Perücken und Rokoko-Kostümen sechs Stunden lang auf Falco. Die Rede ist nicht von einem schrägen Fanclub, sondern von den Statisten und Statistinnen des Musikvideos. Der Drehbeginn war für 7 Uhr in der Früh angesetzt. Aufgetaucht ist der Hauptdarsteller gemütlich um 13 Uhr.

Stilles Refugium in Gars am Kamp

Der Trubel um seine Person und der leuchtpistolenartige Erfolg hinterließen tiefe Furchen in Hans Hölzels Biografie. Besonders im Alkohol suchte er Halt. „Wenn der Erfolg schneller wächst, als die Seele mitwachsen kann, hat man Probleme. Glauben Sie mir das!“, soll er gesagt haben. 1987 zog er sich daher immer weiter zurück aus der Öffentlichkeit und kaufte schließlich eine Jugendstilvilla mit riesigem Garten in Gars am Kamp im Waldviertel. Hier schuf er sich einen Rückzugsort. In der sogenannten Adamsvilla, in der die Zeit nach seinem Tod stehengeblieben zu sein scheint. Hier ist alles noch so, wie Hölzel es hinterlassen hat. Öffentlich zugänglich ist sie nicht – sie gehört mittlerweile der Falco-Privatstiftung. Im Garser Kurpark befindet sich aber auch ein Falco-Denkmal, das ohne Probleme bepilgerbar ist.

Ehrengrab und posthume Gedenkstätten

Die meisten flammenden Fans zieht es allerdings ohnehin zum Falco-Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Neun Tage nach seinem Unfalltod am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik hatte der umjubelte Falke seinen letzten öffentlichen Auftritt: 10.000 Freunde und Verehrerinnen begleiteten seine Beisetzung in ein Ehrengrab in der Ehrenhain Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof.

Falco wurden im Laufe der Zeit mehrere Gedenkstationen in Wien gewidmet: zum Beispiel die Falcostiege vor der U4-Station Kettenbrückengasse, die Falcogasse im 22. Bezirk, in der er selbst kurz gewohnt hat, oder seit Kurzem auch das Falco’s – das erste Themenlokal, das sich dem großen Meister des Pops voll und ganz verschrieben hat. So fand sein berühmter Sager traurige Bestätigung: „In Wien musst erst sterben, dass dich hochleben lassen. Aber dann lebst lang.“


QUELLE:

1000things.at

Mit freundlicher Genehmigung von „1000things GmbH“ – Jan Pöltner (Geschäftsführung)