24.01.2022 – Kronen Zeitung Kolumne „TV-Persönlichkeiten“ von Vera Russwurm
Zum 65. Geburtstag von Falco – alias Hans Hölzel – zeigt der ORF den Film „Jeanny, das 5. Mädchen“ (So., 20.15)
Wegbegleiter erinnern sich
Markus Spiegel, Entdecker & Produzent:
Als ich den Falco zum ersten Mal gesehen hab, da war er noch Bassist bei der Gruppe Drahdiwaberl. Aber ich war vom ersten Augenblick an fasziniert; fasziniert von diesem Künstler, der in seinem weißen Anzug ausgeschaut hat wie der junge Alain Delon. Dazu hatte er diese enorme Bühnenpräsenz! Dadurch hab ich ihn gefördert, wo ich nur konnte, weil seine Karriere war auch meine Karriere. Allerdings war es sehr schwer, mit ihm umzugehen. Nüchtern war er klug, sensibel, höflich; und extrem schüchtern. Aber Gott Gnade, er war betrunken! Dann hat man sich für ihn geschämt. Er ist dann auch immer sehr aggressiv geworden. Auch dass er sehr jung die Nummer eins in den USA geworden ist, hat er sehr schwer verkraften können, weil es ihn unter enormen Erfolgsdruck gebracht hat. Aber letztlich sind wir bis zum Schluss gut ausgekommen.
Wolfgang Ambros, Kollege:
Ich erinnere mich besonders an ihn beim ersten großen Open Air, das es überhaupt in Österreich gegeben hat. Opus hat das Mitte der 80er veranstaltet. Ich weiß noch, wie s’ ihn raustragen habn aus dem Lokal, wo wir gefeiert haben. Ich weiß nicht, was er da alles zu sich genommen hat, aber das war jedenfalls toll. Und die Frau, die mit ihm mitgangen ist und nachher schwanger war, angeblich von ihm; also ich weiß nicht: SO kann keiner ein Kind zeugen. So wie ich ihn erlebt hab, kann der an diesem Abend keine Tochter gezeugt haben . . .
Hans Mahr, Manager 1983–1989:
Wenn er nicht unter dem Einfluss anderer Dinge war, war er ein herzlicher, warmherziger und sehr angenehmer Mensch. Er war viel tiefer, als wir ihn nach außen erlebt haben; auch hoch interessiert an allem, was in der Welt so passiert ist. Diese leichte Arroganz war Teil seines Images. Wir waren auch mehrfach gemeinsam auf Urlaub, u. a. auf Virgin Islands, wo wir den Aufstieg von „Rock Me Amadeus“ miterlebt haben: Das Video war auf „heavy rotation“, das bedeutet, es wurde einmal pro Stunde gespielt. Als er dann in den USA die Nummer eins wurde, waren wir grad in Wien essen: Sein Produzent Markus Spiegel hat uns mit dieser Wahnsinns- Neuigkeit telefonisch überrascht. Es wurde dann natürlich groß gefeiert, aber dem Hans sind die Tränen gekommen, und er hat sich als einziger nicht feiernd in eine Ecke zurückgezogen. Es war ihm bewusst, dass die Wiederholung dieses Wunders nicht mehr möglich sein wird, und er hat zu mir gesagt: „Man wird mir immer vorhalten, dass ich das nie mehr erreichen kann!“ Und ja, das war der Höhepunkt seines Lebens.
Rudi Dolezal, Video-Filmer:
Ohne Alkohol war er ein intelligenter, lieber Zeitgenosse. Mit Alkohol war er unmöglich – zu allen. Sein Problem war, dass er gleichzeitig zum Alkohol – vornehmlich Whiskey – sehr viele Tabletten genommen hat: Aufputschmittel und Beruhigungsmittel. Einmal kam er so betrunken zum Dreh, dass wir alles absagen mussten und eine Menge Geld verblasen haben; und einmal hat er bei einer dreistündigen Verspätung einfach nur gemeint – es gab ja damals noch kein Handy: „Sorry, mein Hund hat verschlafen!“ Aber letztlich hat man ihm immer alles verziehen.
Ewald Pfleger, Opus-Mastermind und Falco-Freund:
Wir haben uns Anfang der 80er befreundet, und er hat dann oft meine Meinung zu seinen Nummern wissen wollen. Er war a ganz a lieber Kerl! Nur wenn irgendwo eine Kamera aufgetaucht ist, dann hat er sich zum „Superstar“ verwandelt. Aber diese Kunstfigur Falco, die er da erschaffen hat, hat schon sehr gut zu ihm gepasst. Obwohl es natürlich sehr schwierig ist, so etwas auf Dauer durchzuhalten. Und schon sehr früh, Jahre vor seinem Tod, hat er zu mir gesagt: „Alt werd i net!“
Quelle:
Artikel von Vera Russwurm erschienen in der „Kronen Zeitung“ am 24.01.2022: