Alois Hölzel: Naja, im Gegensatz zu meiner lieben Ex-Frau hab ich mit der Öffentlichkeit und der Glitzerwelt meines Sohnes nie etwas anfangen können. Und es hat ihr ja gut ins Bild gepasst. Wahr ist aber, dass ich immer einen guten Kontakt zu meinem Sohn gehabt habe. Wir haben uns oft gesehen, er war regelmäßig hier bei mir in Gansbach und wollte mich auch noch zu meinem 70. Geburtstag besuchen. Leider ist es nicht mehr dazu gekommen. Einige Wochen davor ist er gestorben. Die Nachricht kam um 3 Uhr Früh von einer gemeinsamen Bekannten. Ich hab das gar nicht fassen können.
War Ihnen sein Alkohol und Drogenproblem bewusst?
Dass er gern getrunken hat, ist mir schon aufgefallen. Aber bei den Drogen war ich leider zu naiv. Bei seiner ersten Band hab ich gesagt: „Bua, was willst denn mit denen? Des sind doch alles Hascher!“ Darauf er: „Geh Vater! Obwohl, eigentlich hast recht. Aber mir gibt es des nichts.“ Das hab ich ihm geglaubt.
Seine Welt blieb Ihnen immer fremd, oder?
Ja. Bei mir wäre er auch nie Falco geworden. Das kann man doch als Vater nicht akzeptieren, dass der Sohn die Schule abbricht, nichts arbeitet und nur ein bissl an der Gitarre rumzupft. Seine erste Platte hat er mir ganz stolz geschenkt, ich hab sie unter den Fernseher gelegt. Ehrlich gesagt, hab ich mit seiner Musik nicht viel anfangen können. Ich bin mit Marschmusik aufgewachsen und hab mich immer ein bisserl geniert, wenn er „Uhhh, uhhh“ gesungen hat. Das hab ich ihm aber natürlich nicht gesagt. Später erst hab ich mitgekriegt, dass die Platte unterm Fernseher „Der Kommissar“ war. Ein Welterfolg! Eigentlich ist es mir erst bewusst geworden, als mich die Leute im Ort gefragt haben: „Hast den Buam im Radio g’hört?!“
(lacht) Bei seinem ersten großen Konzert in der Stadthalle hat er mich eingeladen. Wir saßen in der Ehrenloge, die Guggi war auch dabei. Danach hat er mich gefragt: „Vater, wie hat es dir gefallen? Wie war’s?“ Ich hab geantwortet: „Laut! Der ärgste Lärm seit dem zweiten Weltkrieg.“
Seine erste Ziehharmonika auf dem Foto haben aber Sie ihm gekauft?
Ja, die war von mir. Später hätte er gerne eine Gitarre gehabt. Aber ich hab mir das nicht leisten können. Das tut mir heute noch im Herzen weh, dass ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. Ich hab der Mutter soviel Unterhalt zahlen müssen, dass nichts übrig geblieben ist. Lieber hätte ich das Geld ihm gegeben! Er war später immer großzügig. Einmal sind wir durch Gansbach spaziert, da haben wir ein kleines Haus gesehen. Ich hab gesagt: „Schau, so ein Haus wär mein Traum!“ Er meinte: „Vater, dann kauf’s dir!“ Ich: „Bua, das kann ich mir leider nicht leisten.“ Er ist dann mit mir zur Raika in Loosdorf gefahren und hat für mich gebürgt. Die haben g’schaut, als ich mit dem Falco gekommen bin! Ohne ihn hätte ich mir das Haus nie leisten können. Heute wohnen schon meine Enkeln und mein kleiner Urenkel drinnen. Das hätte ihn sicher sehr gefreut.
Ihr 21-Jähriger Enkel Uli studiert klassische Musik und Komposition. Gibt es ein Musik-Gen in der Familie Hölzel?
(schlagfertig) Ich hab früher pfeifen können! Was der Uli macht, ist für mich richtige Musik. Er hat mit 17 schon eine Oper geschrieben über den Heiligen Koloman. Ich hab geweint vor Freude.
Wie war das mit Falcos Frauen? Kannten Sie die auch?
Er hat mir eigentlich alle vorgestellt. Mit seiner Ex-Frau, der Bella, hatten wir auch noch nach der Scheidung und sogar nach seinem Tod noch Kontakt. Sie war sehr nett! Dass das auseinandergegangen ist, da war ja auch die Mutter ein bissl beteiligt. Sie hat in Bellas Vergangenheit gestirlt und sie bei meinem Sohn schlechtgemacht. Sie hat eben keine Konkurrenz geduldet. Gut, man muss verstehen: Sie hat mit mir den Mann verloren und wollte nicht auch noch den Sohn verlieren. Dass die Bianca, seine Tochter, nicht von ihm war, das hat ihn sehr, sehr getroffen! Das war wahrscheinlich der Auslöser seiner Probleme. Für uns aber ist sie unser Enkelkind geblieben. Wir hatten sie ja oft zum Aufpassen.
Sie haben bis auf eine kleine Abschlagszahlung auf Ihr Erbe verzichtet. Tut Ihnen das heute leid?
Für mich war es in Ordnung für das Wenige, das ich ihm geben konnte. Ich hätte nach seinem Tod auch weder Kraft noch Geld gehabt zu streiten. Das kam der Mutter natürlich sehr gelegen. Ich will jetzt nichts Schlechtes über sie sagen, aber einmal hat sie mich unter dem Vorwand von seinem Geburtstag zum Grab gelockt und wollte, dass ich an Ort und Stelle eine Verzichtserklärung unterschreibe.
Trotzdem haben Sie sie bis kurz vor ihrem Tod 2014 noch in der Seniorenresidenz besucht.
Ja, sie hat mir ja leid getan. Aussprache war damals aber keine mehr möglich. Sie hat ja nimmer reden können nach ihrem Schlaganfall. (Er schweift ab) Ich hätt‘ eine Bitte: Treffen Sie manchmal den Herrn Lauda? Könnten Sie ihm bitte sagen, dass ich mich bei ihm bedanken möchte?
Wir könnten ihn ja anrufen, dann können Sie es ihm gleich selbst sagen?
(Wir wählen ihm die Nummer, Lauda hebt sofort ab, Alois Hölzel ist ganz gerührt, Niki eigentlich auch) Herr Lauda, ich muss mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir meinen Buam damals mit dem Flieger heim gebracht haben. Ich hätte mir eine Überstellung nicht leisten können. Das war großartig, das werd ich Ihnen nie vergessen!
Was haben Sie eigentlich heuer an seinem Todestag gemacht?
An meinen Sohn gedacht wie immer. Wenn ich in Wien gewesen wäre, wäre ich zum Grab gegangen. Das mache ich öfter. Ich freue mich, dass er den Menschen so stark in Erinnerung bleibt und noch immer so Viele zu seinem Grab kommen. Zum Requiem war ich nicht eingeladen, davon hab ich erst aus der Zeitung erfahren. Ich halte ja nichts von alldem. Musicals, Filme, Immitatoren! Das ist doch nur Geschäftemacherei. Gansbach bekommt jetzt auch ein Denkmal. Angeblich eine 4 Meter hohe Scheußlichkeit aus Blech. Sogar mit EU-Förderung! Wehe, wenn es nicht schön ist – mit Metall kann ich umgehen (er muss lachen).
Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod und dass Sie Ihren Sohn irgendwann wiedersehen?
(Tränen steigen ihm in die Augen) Wir sollten uns nicht so wichtig nehmen. Wir sind nur ein bissl größer als Ameisen.
Dass ich ihn nicht öfter zu mir genommen habe, als er noch ein Kind war. Aber ich wollte ihn nicht dauernd rausreißen, da hätte er mir leidgetan.
Alois Hölzel begleitet uns bis vor die Haustüre und sagt zum Abschied: „Machen Sie was Schönes!“ Mit dem augenzwinkernden Nachsatz: „Und wenn nicht, bin ich Ihnen auch nicht bös’.“
Bericht: Edda Graf, Kronen Zeitung
Quelle: Kronenzeitung vom 11.02.2018