Bericht: Falco – Ein Gast in Gastein

Ein Gast in Gastein

Mit Blick auf den 25. Todestag widmete Gastein ein ganzes Wochenende dem Mythos Falco und begab sich auf die Spuren des Ausnahmekünstlers. Vom 27. bis 29. Jänner erlebte man Spannendes, Exaltiertes und Interessantes zur Verbindung Falco x Gastein.

Eine emphatische Rückschau auf die Events von Amadea S. Linzer.

Zugegeben, es gibt nicht mehr viele Geheimnisse über Falco. In den letzten Jahren wurde alles und noch mehr über ihn geschrieben und erzählt. Wirklich alles? Offenbar nicht. Der Titel “Falco x Gastein” klingt alleine schon wie ein hipper Remix zweier Legenden: der Popstar im Ambiente der Belle Époque. Am Wochenende vom 27. bis 29. Jänner 2023 eröffnete sich diesbezüglich ein weiteres Kapitel. Neben Bad Loipersdorf und Gars am Kamp (FALCO.NET Bericht), war das Gasteinertal der dritte Fluchtpunkt, an dem sich Falco seit den späten 80er Jahren zwecks Erholung und Entspannung immer wieder zurückgezogen hat. Bei näherer Betrachtung ein absolut stimmiger Ort. Eleganz, gute Luft bei Tag und bei Nacht und ein unerschrockener Umgang mit Weltstars haben den Wohlfühlfaktor für Falco in Gastein ausgemacht. Nach 25 Jahren will auch dieses Kapitel erzählt werden.

Foto © Thomas Unger

Die Story

Der Kontakt zu Gastein entstand über Michael Wewalka, dem Neffen der ehemaligen Leiterin des Hotel Elisabethpark, wo Falco während seiner Gastein-Aufenthalte gut und gerne logiert hat. “Mick” Wewalka und Hans sind einander bereits in den frühen 80er Jahren in Wien über den Weg gelaufen. Irgendwann hatte Mick seinen berühmten Freund nach Bad Gastein mitgebracht, woraus eine jahrelange Verbundenheit zu Land, Leuten und Locations entstanden ist.

Falco auf einer Feier im Hotel Elisabethpark | v.l.n.r.: B. Filanowski, M. Wewalka, R. Franzmair, Falco.
© Archiv Gasteiner Museum, Foto: Konrad Rauscher

Freilich, Bad Gastein war in den 80er Jahren mit dem Casino, den schicken Hotels und der internationalen Prominenz ein alpiner Hotspot. Auch wenn die Glanzzeiten bereits wieder abgeflaut sind, gilt Bad Gastein bis heute als historische Perle der österreichischen Belle Époque, gut versteckt in den Bergen, klimatisch fest eingebunden in den Winter- und Sommertourismus und baulich einzigartig verwachsen mit historischen Ups and Downs. Nirgendwo sonst ist das Gefälle von Berg und Tal, Licht und Schatten ästhetisch so reizvoll wie in Bad Gastein. Kein Wunder, dass sich Falco, dem das polare Wechselspiel von oben und unten in der Seele eingeschrieben war, hier wohl gefühlt und im Laufe der Jahre eine Spur gezogen hat.

Falco mit Hoteldirektor Hergl an der Rezeption im Hotel Elisabethpark | © Tourismusverband Gastein

Was an diesem Event-Wochenende ans Licht gekommen ist, waren durchaus rührende Geschichten. Je nach Lust und Laune hat er hier den Kontakt zu den Menschen gescheut oder gesucht. Bei Tag hat man Falco als freundlichen Gast kennen und schätzen gelernt. Er hat sich durchaus “volksnah” gegeben, war trotz seiner Bekanntheit ein “unauffälliger” Zeitgenosse, den man im Gasteinertal in Ruhe gelassen hat. Die nächtlichen Erlebnisse, derer es ebenso zahlreiche gab, wurden von den ausgewählten Zeitzeugen nicht öffentlich gemacht. Gut so, denn auch wenn es gerade die Abgründe sind, die das menschliche Interesse wecken, so sei daran erinnert, dass das, wofür Falco in die Geschichte eingeht, nicht seine Exzesse, sondern immer noch die Musik ist.

So stand auch an diesem Wochenende nicht nur die Privatperson, sondern das musikalische Vermächtnis im Vordergrund. Aber der Reihe nach. Den Auftakt machte Bella Wagner in Begleitung ihres virtuosen Pianisten im kleinen Rahmen der Bar des Gebäudekomplexes des Grand Hotel de l’Europe. Ein stimmungsvoller Welcome-Abend in stilvollem Ambiente.

Bella Wagner | Foto © Thomas Unger

Am Samstag konnte man im Rahmen eines Spaziergangs zu Falcos Lieblingsplätzen in Bad Gastein das historische Flair des Nachtlebens zum Teil noch wirklich spüren. So wurde der legendäre Weismayr-Keller extra für die Führungsgäste nochmal aufgesperrt. Auch wenn mittlerweile mehr als 30 Jahre vergangen sind, scheinen alleine manche Räume Geschichte zu erzählen. Vor allem der Empfangsraum des Hotel Elisabethpark strahlt nicht nur innenarchitektonisch sondern auch falco-mäßig eine historisch lebendige Atmosphäre ab. Vielleicht hätte man sich da noch manche Erzählung der Zeitzeugen gewünscht. Aber bleiben wir bei der Musik.

Der Auslöser für diese Gastein-Tage war das “FALCO Requiem”, ein mehrfach außergewöhnliches Ereignis, das auf Initiative von Wolfgang Kosmata (Falco Privatstiftung) zusammen mit dem Chor des BORG Bad Hofgastein im Feber 2018 zum 20jährigen Todestag im Wiener Stephansdom stattgefunden hat. Im Zentrum standen Falco-Songs, die von der Chorleiterin Elisabeth Wieland musikalisch im “barocken Kirchenstil” arrangiert und von den jungen Talenten aus Gastein mit Engagement und Hingabe dargeboten wurden. Ja, auch das ist Falco. Und wie. Emotionaler Highlight war das “überdimensionale” Duett von OPUS (Ewald Pfleger/Herwig Rüdisser) mit Falco, dessen Originalstimme aus dem Jahr 1985 (“Flyin‘ high”) im Stephansdom wie eine gesungene Botschaft aus dem Jenseits erklang. In Summe ein historisches Ereignis, das die damals  gekommenen Stars, Freunde, Fans und zahlreichen Besucher gleichsam berührt hat.

Theresa Gschwandtner, Lisa Loferer, Wolfgang Kosmata, Marlene Gruber und Elisabeth Wieland

Aufgrund der rechtlichen Situation war eine Herausgabe der DVD erst nach einigen Jahren möglich. Die zeitliche Distanz hat der musikalischen wie spirituellen Wirkraft keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Die Diskussionen über katholischen Glauben und exzessiver Lebensführung sind schnell verhallt angesichts der Gesamtwirkung: Der Wiener Stephansdom ist ein historischer Ort, an dem Mozarts Requiem unzählige Male aufgeführt wurde. Der sakrale Raum gilt mit der enormen Akustik als “Number One” unter den österreichischen Kirchenschiffen. Wo wenn nicht hier an Falco gedenken?

Vor 25 Jahren hatten die weltlichen Themen die Seele des Verunglückten noch sehr überschattet, so dass ein Requiem dieser Art kein Thema war. Zwanzig Jahre später hat sich dieser Schatten weitestgehend aufgelöst. Nun sind es die jungen Talente, die Falcos Erbe weitertragen. Seine Songs – und damit seine “Energie” – wird bereits in die zweite Generation weitergereicht. Die choralen Falco-Lieder sind natürlich nicht die einzige aber eine einzigartige Form, in der er über die Musik lebendig bleibt. Und zwar spannend lebendig bleibt.

Dass der Chor aus Gastein dabei eine so tragende Rolle spielt, mag ein Zufall sein, sofern man an Zufälle glaubt. Man könnte es auch als Fügung deuten, dass ausgerechnet die Kindeskinder jener, mit denen sich der leibhaftige Falco einst von den Höhen und Tiefen des Lebens erholt hat, ausgewählt wurden, zum 20jährigen Todestag seine Seele in den Himmel zu singen. Genau das haben sie getan. Es war kein Konzert im eigentlichen Sinn. Auch keine Vorführung. Viel eher ein musikalisch-energetisches Ereignis mit emotionaler Wirkung.

Das war auch im Saal bei der Filmpremiere spürbar. Die Klänge, Worte und Bilder aus dem Dom sind ein zeitloses Dokument für eine gelungene Verbindung von Popmusik, Spiritualität und sakraler Energie. Dass Falcos Lieder diesen Spagat so wunderbar schaffen, wundert eigentlich nicht. Seine Texte sind mehrdeutig, vielschichtig und führen an vielen Stellen über das irdisch Fassbare hinaus. Die Kirchenorgel erhebt die Melodien. Insofern mag der Übergang “Out of the Dark – into the Light” einmal mehr vollzogen sein. Und das ganz zeitlos.

In der Aftershow der Filmpremiere war Falcos Musik dann so zu hören, wie man sie im Ohr hat: cool, exaltiert und exzessiv. Zum Ausklang der Gastein-Tage hat Stephan Wessel, der Falco-Darsteller des Musicals, mit seiner eigenen Band “Egoisten” die Eltern der Mitglieder des Schulchors ordentlich zum Tanzen gebracht. So muss Falco. Keine Frage. Und damit schließt sich der Kreis. Wo ein Ende ist, ist auch ein Anfang. Tage wie diese haben inspirative Folgen. Auch wenn an diesem Wochenende vieles mehr angedeutet als ausgeschlachtet wurde, so ist eines klar geworden: Das Gasteinertal ist reich an Falco-Erinnerungen ganz nach dem Motto: Falco lebt – auch im Gasteinertal.

 

Bericht:

Amadea S. Linzer | „amadealiestfalco.at“

 


Video by Thomas Unger | © FALCO.NET


Bericht © Pongauer Nachrichten


 

Quellen & LINKS:

FALCO X GASTEIN (FALCO.NET)

Falco in Gastein – Gestern und Heute (Salzburgerland Magazin)

BORG Gastein – Chor

Chorleiterin Elisabeth Wieland (Facebook)

APA-OTS Presseaussendung

Auf den Spuren von Falco in Bad Gastein (Kronenzeitung)

Falco Privatstiftung

Wolfgang Kosmata (Facebook)

„A Requiem for Falco“  – DVD (Amazon)