Falco: „Die ultimative Doku“ – Pressestimmen und Interview mit Rudi Dolezal

Rudi Dolezals neuer Film „Die ultimative Doku“ heute auf Puls 4 (20.15 Uhr),
am Sonntag dann auf Kabel 1 (20.15 Uhr) – Wiederholung am 26.02.2017 (16.25 Uhr).


Pressestimmen und Kommentare zur Doku:


„Ned schlecht, Oida“: Doku über Falcos Leben und Sterben

„Das ist mein erster Autorenfilm“, sagt Rudi Dolezal aus dem Off, und spricht damit ein großes Wort gelassen aus. In der Praxis bedeutet das, „Falco – Die ultimative Doku“ handelt nicht nur von Falco, sondern auch von Rudi Dolezal. Aber ist das nicht bei Filmen von Dolezal immer so?

Zu Beginn und am Ende des Filmes sieht es fast so aus, als ringen Falco und Dolezal darum, wer das erste und das letzte Wort hat. Zuerst spricht Dolezal, dann kommt Falco: „Ich habe niemandem wehgetan außer mir selbst. Und das wird mein Gott mir verzeihen.“

Am Ende sagt Dolezal: „Für mich war er der größte Mensch, den ich je gekannt habe“ (und meint damit Falco). Dann sieht man Falco, er sagt „Ich werde euch nicht erspart bleiben“, danach friert sein frecher Grinser ein, und ganz zum Schluss hört man noch Falcos Stimme: „Ned schlecht, Oida.“ Ein sehr effektvolles Ende.

Zwischen Anfang und Ende liegt ein bemerkenswert gut gemachter, spannender, sehr poetischer, erstaunlich leiser Film.

Einerseits ist „Falco – Die ultimative Doku“ eben, wie der Name schon sagt, eine Doku, die das Leben von Falco nacherzählt. Allerdings tut sie das angenehm skizzenhaft und nicht im Schulbuchstil – das ist auch nicht notwendig, denn Falcos Lebens- und Karrieregeschichte ist längst bekannt, ist Stoff und kann geprüft werden.

Letzte Minuten

Andererseits erzählt die Doku fast im Spielfilmstil die letzten Tage und besonders die letzten Minuten im Leben Hans Hölzels: Der Künstler sitzt schwer betrunken und unter Drogeneinfluss auf dem Parkplatz eines dubiosen Lokals in der DomRep in seinem Auto und wartet auf seinen Freund Hans Reinisch, den er telefonisch gebeten hatte, ihn abzuholen.

Reinisch ist unterwegs zu Falco, gleichzeitig nähert sich dem Parkplatz ein Bus mit überhöhter Geschwindigkeit. Schließlich will Hölzel nicht mehr warten und startet sein Auto. Reinisch trifft drei Minuten nach der tödlichen Kollision mit dem Bus ein.

Kupplung

Dolezal betont im Gespräch, er glaube nicht an einen Selbstmord, er nehme an, Hölzel sei „mit dem Fuß von der Kupplung abgerutscht“ (Dolezal unterlegt aber dennoch die Sequenz in seinem Film vielsagend mit dem Lied „Auf der Flucht“).

Falco, so berichtet es Reinisch, sein Freund und Nachbar in der DomRep, habe in den letzten Monaten seines Lebens gesund und drogenfrei gelebt, sei aber wenige Tage vor seinem Tod infolge der unglücklichen Liebe zur Tochter des Bürgermeisters einer Nachbargemeinde erneut „abgestürzt“.

Reinischs Aussagen – und die zweier Augenzeugen des Unfalls – stehen im Zentrum des Films. Außerdem bekam Dolezal Zugang zu angeblichen Tagebuchaufzeichnungen Falcos, die er für authentisch hält und von einem Stimmenimitator lesen lässt. Sie klingen schnoddrig und nachdenklich gleichzeitig, also ganz nach Falco, fügen seiner Lebensgeschichte aber nichts Neues hinzu.

Haargel

Außerdem gibt es im Film stumme Spielszenen mit dem Schauspieler Axel Herring. Er sieht Falco mittelmäßig ähnlich, was aber nicht stört – es würde auch reichen, eine Sonnenbrille, eine Lederjacke und eine Tube Haargel auf einen Sessel zu setzen, und jeder würde die Idee „Falco“ erkennen.

Im Film gibt es außerdem viel Musik, viel unveröffentlichtes Interviewmaterial und witzige Statements von prominenten Zeitzeugen.

„Mehr kann ich nicht“, urteilt Dolezal selbst über seine Arbeit. „Jetzt wird es halt wieder heißen, der Dolezal macht sich wichtig.“

Dolezal grinst. „Aber ehrlich gesagt: Ich war auch nicht unwichtig.“

Bericht: Kurier

 


Zum 60. Geburtstag der früh verstorbenen Austropop-Legende erinnert sich Musikfilmer Rudi Dolezal an Falco.

Er zeichnet ein loses Porträt der Kunstfigur und des Menschen dahinter und liefert neue Informationen zu Hans Hölzels letzten Jahren.

Am Anfang steht fast eine Entschuldigung: Austropop-Archivar Rudi Dolezal hat schon so viele Dokumentationen über Falco gedreht, dass er für die zu dessen 60. Geburtstag vorweg einen Entstehungsgrund nennen muss.

Er stieß mit jedem Film über die Musiklegende, mit der er gearbeitet hat und befreundet war, an irgendwelche Grenzen, war nie ganz zufrieden – und will deshalb in einem „letzten Vorhang“ Leben und Sterben der Pop-Ikone noch einmal thematisieren.

Dass Dolezal das Thema Falco nicht loslässt, ist verständlich: Immer noch schillert seine Musik ganz zeitlos, immer noch fasziniert die Mischung aus buntem Zeitgeist, spannender Performance Art und theatralischer Dramatik. Falco war überlebensgroß und unberechenbar, und deswegen wirkt die Faszination weit über den frühen Tod des damals 40-Jährigen hinaus.

Mythen und Anekdoten

Zunächst gestaltet sich „Falco – Die ultimative Doku zum 60. Geburtstag“ als ehrfürchtige Reminiszenz: Ohne großen roten Faden werden Stationen gezeigt, hier der Dreh zu „Rock Me Amadeus“, dort alte Interviews, hier einige alte Weggefährten, dort ein alter Drahdiwaberl-Auftritt. „Mythos Falco“ wäre wohl der passende Titel.

Dabei werden einige amüsante Anekdoten hervorgekramt. Wayne Isaak, der US-Promotion-Manager, erinnert sich daran, wie Falco 60 Interviews mit den größten Radiostationen Amerikas gebucht hat.

Falco gab nur ein einziges Interview – und sagte dann zu Isaak, er könnte das ja für die anderen kopieren. Isaak griff daraufhin zu einer Notlösung: Er imitierte Falco am Telefon und gab die restlichen Interviews selbst.

Auch Brigitte Nielsen kommt in der Dokumentation zu Wort, unter ihrem Bild die hilfreiche Einblendung „Sexsymbol“. Sie nahm mit Falco den Song „Body Next To Body“ auf. Er soll darüber gesagt haben, dass er mit Nielsen nicht in den Charts landen wollte, sondern im Bett. Sie lacht, als sie das hört, und meint, dass er das sicher nur gesagt hat, weil es gut klingt.

Leben und Tod in der Dominikanischen Republik

Mit der Zeit schält sich in der Dokumentation ein genaueres Thema heraus: der Unterschied zwischen der Kunstfigur Falco und dem Menschen Hans Hölzel, der sie verkörpert hat. Der Film fokussiert sich auf Falcos letzte Jahre, die er in der Dominikanischen Republik verbrachte.

Hier kommt sein ehemaliger Manager und Freund Hans Reinisch zu Wort, der einige bislang unbekannte Details aus dieser Zeit verrät. Im Vorfeld wurde das als Sensation angepriesen, in Wahrheit ist es aber nur eine ganz menschliche Geschichte.

Hans Hölzel zog sich in die Dominikanische Republik zurück, weil ihn dort keiner kannte. Er war offensichtlich des Falco-Spielens überdrüssig und wollte auch dem Drogensumpf der üblichen Musikbusiness-Feiern entfliehen.

Er verliebte sich in eine junge Frau namens Selina, brachte zwei Techno-Singles unter den Namen T»MA und T»MB heraus. In den Interviews aus dieser Zeit fällt auf, wieviel entspannter Falco wirkt, wie er die Dauershow reduziert und mit sich selbst mehr im Reinen zu sein scheint.

Musikwelt ließ Falco nicht los

Doch dann kam die Musikwelt zu ihm: Wie Reinisch erzählt, tauchten plötzlich Weggefährten von früher wieder auf, um ausgiebig mit ihm zu feiern. Reinisch schätzt, dass die auch Kokain mitbrachten, aber beschwören will er es nicht, beschuldigen auch niemanden.

Falco fiel jedenfalls wieder in seinen alten Partymodus zurück – und Selina, die diese Seite von ihm nicht kannte, trennte sich von ihm.

Am 6. Februar 1998 kam es schließlich zu dem tödlichen Unfall, bei dem Falco bei der Ausfahrt von einem Parkplatz von einem Bus gerammt wurde. Reinisch erinnert sich, wie er sich am Unglücksort von Falco verabschiedete – und einem Paparazzo Fotos des Toten abkaufte, damit diese nie ins Licht der Medienwelt gezerrt würden.

„Für mich war er der tollste Mensch, den ich je gekannt habe“, schließt Dolezal seine Doku ab. „That’s it, finito“, fügt er an – und kann sich doch nicht ganz von Falco verabschieden. Der Musiker hat nämlich selbst das letzte Wort, als er in eine Kamera grinsend sagt: „Ich werde euch nicht erspart bleiben.“

„Falco – Die ultimative Doku zum 60. Geburtstag“ hat am 19. Februar um 20:15 auf Kabel 1 Premiere. Am 26. Februar wird sie wiederholt.

Christian Genzel

Bericht: gmx.at

 


Die ganze Wahrheit über Falcos Tod

„Nach diesem Film gibt es keine Ausreden mehr“: Rudi Dolezal über „Falco

Die ultimative Doku zum 60. Geburtstag“
(Sonntag, 19. Februar, 20.15 Uhr, kabel eins)

„Wenn ich morgen meinem Gott gegenüberstehe, kann ich ihm sagen: ‚Ich bin unschuldig. Ich habe niemanden betrogen, ich habe niemandem wehgetan, außer mir selbst.‘ Und das wird er mir verzeihen.“ – Es ist kein Geringerer als Hans Hölzel alias Falco, der sich da so tiefsinnig dem Unvermeidlichen entgegenphilosophiert. Am 19. Februar 2017 wäre der 1998 in der Dominikanischen Republik tödlich mit dem Auto verunglückte Weltstar aus Österreich 60 Jahre alt geworden.

Sein langjähriger Freund und Wegbegleiter Rudi Dolezal hat zu diesem Anlass einen bemerkenswerten Film gedreht, der neben solchen tatsächlich „weltexklusiv“ zitierten Auszügen aus Falcos Tagebüchern mit einer ganzen Reihe an Kuriositäten aufwartet – unter anderem wirft „Falco – Die ultimative Doku zum 60. Geburtstag“ (Sonntag, 19. Februar, 20.15 Uhr, kabel eins) auch ein völlig neues Licht auf Falcos Lebensende. War es ein Unglück – oder womöglich doch Selbstmord?
Der 59-Jährige, der einst mit Hannes Rossacher die legendäre DoRo Produktion gegründet und über 2.000 Musikvideos, darunter auch die Clips zu allen Falco-Hits, produziert hat, gibt im Film wie auch im Interview eine klare Antwort:

teleschau: Warum haben Sie diesen Film gemacht? Es ist ja nicht die erste Doku, die Sie über Falco gedreht haben …

Rudi Dolezal: Nein, aber es ist die wichtigste und die persönlichste. Es ist der beste Film meines Lebens. Er stellt alles in den Schatten, was ich jemals gemacht habe. Schreiben Sie das bitte – weil es genau so ist!

teleschau: Im Off-Kommentar sagen Sie: „Nach diesem Film gibt es keine Ausreden mehr.“ Wie ist das gemeint?

Dolezal: Ich deute an, dass es für mich eine sehr persönliche Sache war. Da war einfach die Riesenherausforderung, endlich so einen Film zu machen. Ich hatte ja alles, was man braucht – auch genug Budget, um zum Drehen in die Dominikanische Republik und zu den vielen Zeitzeugen in aller Welt zu reisen. Ich hatte die Technik, mit Axel Herrig einen wunderbaren Falco-Darsteller für die Reenactmentszenen, und ich hatte erstmals Einblick in Falcos Tagebuch-Notizen, die bis wenige Tage vor seinen Tod reichen. Vor allem aber hatte ich das Material: 80 Prozent dessen, was je über Falco zu sehen war, habe ich gemacht.

teleschau: Über welche Dimensionen reden wir?

Dolezal: Über einen Produktionszeitraum von drei Jahren. Über mehr als 40 von mir neugedrehte Interviews mit engsten Freunden und Wegbegleitern in Wien, London, New York, Los Angeles, München, Amsterdam – ich sprach unter anderem mit Arnold Schwarzenegger und Falcos langjährigem Freund Niki Lauda, der beschreibt, wie er den Sarg mit Hans selbst von der DomRep nach Wien flog. Ich sprach auch mit einer Frau, die damals 1998 vor ihrem Haus sitzend das Unglück kommen sah und in meinem Film erzählt, wie es wirklich war. Für mich war wichtig, dass die Leute sagen: Das ist was Neues!

teleschau: Was ist neu?

Dolezal: Man lernt den Menschen kennen, wie man ihn noch nicht kannte. Aber mir ging’s auch darum, zu ergründen, was damals wirklich passiert ist. Keiner wusste bisher zum Beispiel, dass Falco einige Wochen vor seinem Tod schon mal einen Autounfall hatte.

teleschau: Und was passierte dann am 6. Februar 1998 auf dieser Landstraße nahe Puerto Plata wirklich?

Dolezal: Es war ein Unfall – Hans Hölzel ist von der Kupplung abgerutscht und fuhr mit seinem Wagen voll in diesen Bus rein. Die Selbstmordtheorie ist vom Tisch – auch wenn jetzt klar ist, dass er kurz vor seinem Tod seinen besten Freund Hans Reinisch angerufen hatte (der ehemalige EMI-Chef kommt im Film ausführlich zu Wort, d. Red.). Das war ein Hilferuf. Der Reinisch ist drei Minuten zu spät gekommen. Er wollte eigentlich nie darüber reden – in meinem Film bricht er zum ersten Mal sein Schweigen.

teleschau: Würde Falco noch leben, wenn er ein paar Minuten früher eingetroffen wäre?

Dolezal: Ja, da bin ich mir sicher. Aber Falco wusste damals um seinen Zustand. Er hatte nicht nur diese eine Nacht durchgemacht, er hatte vorher drei Nächte nicht geschlafen. Falco war lange trocken in der DomRep, er war clean, aber er ist dann rückfällig geworden mit Alkohol und Drogen. Reinisch erzählt im Film, dass sich Hölzel wenige Wochen vor seinem Tod unsterblich in eine junge Frau, Selina, verliebt hatte. Doch sie trennte sich wieder von ihm, es brach ihm wohl das Herz. Aber die Wahrheit ist auch: Sein Rückfall wurde aus der Heimat importiert.

teleschau: Wie ist das zu verstehen?

Dolezal: Das Kokain wurde von vermeintlichen Freunden aus Österreich auf die Insel geschleppt, zum Teil im Gitarrenkoffer geschmuggelt, und Falco hatte plötzlich wieder Gefallen gefunden an diesem Leben, das er eigentlich schon hinter sich gelassen hatte. Auch das wird im Film zum ersten Mal thematisiert. Hans Hölzel war Alkoholiker. Wenn er mit einem Bonbon mit Alkohol drin anfing, endete es zwangsläufig mit einer Flasche Jack Daniels. Dazu hat er diverse Medikamente genommen – eine teuflische Mischung.

teleschau: Was auffällt: Sie unterscheiden ständig zwischen Hans Hölzel und Falco …

Dolezal: Das waren immer zwei Personen für mich. Hans Hölzel war ein witziger, zuvorkommender, intelligenter, belesener, netter, kollegialer Mensch. Und es gab den Falco, der war meistens a Arschloch: angesoffen unerträglich. Warum das so war, das hat vielleicht auch mit diesem unfassbaren Erfolg zu tun. Die Mitglieder der Band Opus, die auch in der Doku vorkommt, sagen, sie waren zu viert, als sie 1984 ihren großen Hit „Live Is Life“ hatten – Falco war alleine.

teleschau: Wäre Falco heute immer noch ein Popstar oder eher ein Ex-Popstar?

Dolezal: Weder noch. Er wäre ein erfolgreicher Buchautor!

teleschau: Wie bitte?

Dolezal: Ja, er wollte irgendwo schön leben und einmal im Jahr ein Buch schreiben – das die Leute kaufen. Davon träumte er, das hatte er mir erzählt. Er hatte ja in einer Autorenschule unterrichtet. Was er sich auch immer gewünscht hatte, war, dass seine Texte beurteilt werden, nicht nur die Hits, die Videos oder er als Person. Er verstand sich als Künstler, er hatte ja was zu sagen – nur wollte das damals keiner hören. Ich glaube schon, dass er auch noch Musik machen würde – aber nicht mehr wie der Mick Jagger auf der Bühne ‚rumhupfen. Er wäre Produzent oder ein Songwriter, eher im Hintergrund.

teleschau: Hätte die künstlerische Substanz heutigen Ansprüchen genügt?

Dolezal: Ohne jeden Zweifel. Er wird nicht umsonst wieder im Radio gespielt und immer wieder und wieder entdeckt. Mein zehnjähriger Sohn kam neulich aus der Schule heim und sang „Amadeus, Amadeus“ – sie hätten das im Unterricht gehabt. Als ich ihm stolz berichtete, dass der Papa das Video zu dem Song gemacht hat, glaubte er es natürlich nicht – denn was Papa macht, ist sonst immer unendlich ätzend und peinlich. Aber dann hat er das im Internet gelesen und war er begeistert: „Echt, du hast’n Falco gekannt?“ – Was für eine Untertreibung (lacht)!

teleschau: Was entgegnen Sie Kritikern, die Ihnen vorwerfen aus Falcos Vita und Tod noch immer Kapital schlagen zu wollen?

Dolezal: Die san mir völlig wurscht. Ich habe damals 1983 fürs erste Falco-Video „Rock Me Amadeus“ 2.500 Schilling bekommen. Ich hab‘ überhaupt kein schlechtes Gewissen, und wenn jemand sagt: „Dolezal, du machst dich wichtig“, dann sag‘ ich: „Ja – ich war auch wichtig in der Falco-Geschichte.“ Für mich gab’s jetzt nur drei Kriterien: Werde ich dem gerecht, was ich mir vornehme? Was würde Falco sagen? Und: Gefällt es dem Publikum? Alles andere ist mir nicht wichtig.

teleschau: Auch wenn Sie nun vorgeben, „die ganze Wahrheit“ zu erzählen – gab es auch Fakten, die Sie bewusst rausgehalten haben aus dem Film?

Dolezal: Selbstverständlich. Eine ganze Reihe von Dingen, die ich recherchiert habe, werden nie in einem Film oder einem Buch von mir auftauchen, die gehen niemanden was an. Ich fühle mich schon auch ein bisschen in der Verantwortung des Verwalters, der ich zumindest für all das Material, das ich selbst gedreht habe, bin.

teleschau: Was sollen die Zuschauer aus Ihrem Film mitnehmen?

Dolezal: Das ganze Bild – nicht weniger. Der Mensch Hans Hölzel hat die Kunstfigur Falco nicht erfunden und so viele Lieder geschrieben, um dann nur durch den Dreck gezogen zu werden. Er hat aber schon gewusst, dass er genügend Angriffsfläche bietet.

teleschau: Sagt der Freund …

Dolezal: Ja, klar. Weil doch eh jeder Bescheid wusste. Wennst‘ 15-mal in Hotellobbys umfällst und ins Hotelzimmer geschleift wirst, dann steht’s halt am nächsten Tag in der „Bild“-Zeitung. Aber es geht mir auch immer darum, dass hier der Mensch und auch der Künstler im Vordergrund steht! Wir können das Denkmal anpinkeln, er hat ja auch nach allen Richtungen gepinkelt, aber wir wollen’s nicht umwerfen. Immer schön unterscheiden! Die Figur Falco wurde von Hans Hölzel erfunden, und sie war in sich authentisch: ein bewusster Gegenpol und ein Schutzschild, damit er nichts von sich selbst preisgeben muss – ganz nach seinem großen Vorbild David Bowie.

teleschau: Das hat sich Hölzel alles selbst so ausgedacht?

Dolezal: Ja, und niemand hätte geglaubt, er am allerwenigsten, dass das von so vielen Leuten geliebt wird.

teleschau: Glauben Sie, ein Falco würde auch heute so durchstarten?

Dolezal: Nein. Würde Falco heute in einer Castingshow auftreten, würde er die erste Runde nicht überstehen. Jemand wie er entspricht nicht dem gängigen Bild. Dieter Bohlen würde sagen: „Du nicht, danke, Nächster.“ Dazu kommt: Niemand baut mehr Künstler auf, man gibt ihnen keine Zeit, und es gibt auch keine Plattformen mehr – MTV und der von mir mit aufgebaute Sender VIVA sind schon lange Geschichte. Also: 2017 wäre so ein Falco total daneben.

teleschau: Das war Falco damals aber auch, oder?

Dolezal: Ja. Aber er passte dennoch irgendwie in die Zeit: als Antipode. Boah, haben die Leute gesagt, der traut sich was, der ist geil. Für mich ist er ein Weltstar, der einzige aus Österreich, eine Ikone der Popmusik. Snoop Dogg sagt in Los Angeles in meine Kamera: „Falco is a Hero!“ Noch Fragen?

Frank Rauscher