Drehen wir das Rad der Zeit um 36 Jahre zurück und zoomen uns in das Jahr 1986 ein:
Heute vor 36 Jahren wurde zum ersten Mal der „POP Amadeus“ verliehen. Die Rede ist von der Urversion des heutigen „AMADEUS Award“, der 1986 erstmals als „Österreichischer Schallplattenpreis“ durch die Initiative von Herbert Fechter ins Leben gerufen wurde. Seit dem Jahr 2000 wird der Preis als „Austrian AMADEUS Musik Award“ (kurz: AAMA) jährlich in sieben Kategorien verliehen und auch medial als schillerndes TV-Spektakel inszeniert.
Ein Bisserl war es damals schon so. Im Juni 1986 wurde der Preis rückwirkend für das Produktionsjahr 1985 in insgesamt acht Kategorien vergeben, wobei der mit ÖS 100.000.- dotierte Hauptpreis an Falco ging. Nomen est Omen. Nachdem die Moderatoren Vera Russwurm und Peter Rapp den Hauptpreis-Gewinner präsentierten, schritt FALCO stolz, erleichtert und sehr relaxed auf die Bühne, um den ersten „Pop Amadeus“ der österreichischen Musikgeschichte in Empfang zu nehmen.
In seiner legendären Dankesrede brachte er damals auch klar auf den Punkt, dass im denkwürdigen Jahr 1986, also im Jahr von Waldheim und Weinskandal, durch ihn und mit ihm und in ihm am Sektor der Popmusik epochal Gutes für dieses Land geschehen ist. Dessen war er sich voll und ganz bewusst. In seinen Worten nahm er sich demnach kein Blatt vor den Mund:
FALCO Dankesrede:
„Dass es sowas wie den „Pop Amadeus“ gibt, war ja eigentlich a an der Zeit. In den verschiedensten Branchen wie im Film, im Fernsehen und für Bücher gibt es ja solche Auszeichnungen, nur bei der Popmusik bisher nicht. Dass der Preis ausgerechnet „Pop AMADEUS“ haßt, freut mich natürlich ganz besonders, denn in aller Bescheidenheit glaube ich doch, dass die Wiedergeburt von Wolfgang Amadeus in der Popmusik letztlich aa a bisserl wos mit mir zu tun hat…
Aber ernsthaft: Ich halte es für wichtig ist, dass heute zum ersten Mal dieser Preis verliehen wurde – diese Preise verliehen wurden. Das zeigt mir, dass man auch in Österreich zur Kenntnis genommen hat, dass die Popmusik mehr ist als seichte Unterhaltung ohne Inhalt. Die österreichische Popmusik ist heute ein Exportartikel und trägt gerade in diesen schweren Zeiten ein Bisschen dazu bei, dass das Image unseres Landes ned nur von Glykol und von unbewältigter Vergangenheit geprägt wird.
Wenn die Amerikaner heute „Life is live“ nicht nur für eine Monatsillustrierte halten, wenn die Deutschen mit „Banküberfall“ ned nur die Schlagzeilen auf ihrer Lokalseite in der Zeitung verbinden und wenn überhaupt für viele Millionen Wolfgang Amadeus Mozart mehr geworden ist als eine gleichnamige Schokokugel, dann glaube ich, dass das ned nur mir sondern auch Österreich was genutzt hat.
Vielen herzlichen Dank und schönen Abend noch!“
FALCO – „Pop Amadeus“ Verleihung 06.06.1986
Wie wir am nächsten Tag im Radio erfahren, hat Falco seinen Geldpreis übrigens karitativen Zwecken zur Verfügung gestellt. Die Namen der weiteren Preisträger, die Grundgedanken von Herbert Fechter sowie eine kritische Stellungnahme von Prof. Harald Huber, sind in diesem Ö1-Beitrag von Robert Bilek zu hören:
Audio-Beitrag: Ö1 Mittagsjournal (7.6.1986)
Was er damals freilich noch nicht ahnen konnte, ist die Tatsache, dass die Nominierungen für den „AMADEUS Award“ nach seinem Tod erst so richtig losgegangen sind. Insofern war der 6.6.1986 eine Geburtsstunde für eine Serie von Auszeichnungen im Namen des „AMADEUS“, die auch posthum immer wieder an ihn verliehen wurden – ganz nach dem plakativen Motto: Spirit never dies.
FALCO.NET LINK:
Alle FALCO Awards
Was wenige wissen: Hans hat nicht nur Wortspiele geliebt, sondern auch Daten und Ziffern speziell wahr genommen. Dass der „AMADEUS“ heuer zum 35. Mal ausgerechnet am 9.9. – also im Umkehrbild des Datums vom 6.6. – im ORF medial gefeiert wird, ist ein netter Zufall, der IHM gefallen hätte. For sure…!
Musikvideo „Rock me Amadeus“ (DoRo 1986)
Im Jahr 1986 wurden insgesamt 8 Preise
im Gesamtwert von ÖS 350.000.- verliehen:
Hauptpreis: | FALCO | ÖS 100.000.- |
Bester Komponist: | Rainhard Fendrich | ÖS 50.000.- |
Bestes Arrangement: | Peter Wolf | |
Bester Text: | STS | |
Bestes Video: | Rudi Dolezal & Hannes Rossacher für „Rock me Amadeus“ | |
Bestes Cover: | Sammy Konkolits | |
Newcomerin des Jahres: | Sängerin INA | |
Sonderpreis: | Austria für Afrika |
Text & Redaktion:
Amadea S. Linzer