Artikel: Maria Hölzel gestorben – Conny de Beauclair nimmt Abschied

Falco´s Mama ist tot: Türsteher-Legende und Falco-Intimus Conny de Beauclair nimmt Abschied von Maria Hölzel

Vergangenen Sonntag, am 13.4.2014 verstarb Maria Hölzel, Falco’s Mama im 88ten Lebensjahr. Der langjährige Wiener-Mitarbeiter und Szenemann Conny de Beauclair erinnert sich an eine liebenswerte Frau, die er erst nach dem Tod seines Freundes Falco so richtig kennenlernte.

Vielleicht sollte man an dieser Stelle mein persönliches Verhältnis zu Falco erklären, hierzu wurde schon viel missverständliches geschrieben und erklärte. Ich lernte Hans Hölzel kennen, als er gerade zum Falco wurde. Irgendwie spielte sich damals viel vom Wiener Musikgeschehen im Dunstkreis der Diskothek U4 ab, deren Türsteher ich bekanntlich war und noch immer bin. Wir verstanden uns schnell sehr gut, Falco und sein damaliger Produzent Robert Ponger kamen oft nach ihren Aufnahmesessions noch auf einen Kaffee ins U4, dabei brachte mir Hans auch die eine oder andere Demo-Kassette mit. So bekam ich etwa als einer der ersten Menschen eine ziemlich endfertige Version des „Kommissar“ zu hören. Dass ich es allerdings war, der ihm zur Veröffentlichung des Titels als erste Single riet, ist und bleibt eine „Urban Legend“. Falco und Ponger spielten ihre Tracks damals einigen Leuten vor, um Meinungen einzuholen. Wer dieses vielzitierte Gerücht auch immer in die Welt setzte – es entsprang seiner Fantasie.

ECHTE FREUNDSCHAFT

Der Wahrheit entspricht allerdings, dass aus diesen Begegnungen sich bald eine Freundschaft entwickelte, die auch „abseits“ der Szene stattfand. So kam etwa der Hans im Sommer in unser Haus an den Neufeldersee, um mit uns zu grillen, verstand sich mit meiner Frau und meiner Tochter prächtig und hatte in diesen Momenten die Gelegenheit, ganz Hans zu sein, weniger der Superstar Falco, den man sonst immer von ihm erwartete, wenn man seiner ansichtig wurde.

MAMA ERST NACH DEM TOD KENNENGELERNT

Falco’s Mutter Maria Hölzel lernte ich zu seinen Lebzeiten nur am Rande kennen. Etwa, wenn ich ihn bei irgendeiner Veranstaltung als Bodyguard begleitete und sie bei eben jenem Anlass zufällig auch zugegegen war. So richtig Bekanntschaft mit Maria Hölzel machte ich erst nach dem tragischen Ableben meines Freundes Falco, als ich darum gebeten wurde, mich bei dem Spektakel des Begräbnisses um sie zu kümmern und sie gegebenenfalls vom Massenrummel ein wenig abzuschirmen

RESOLUT ABER LIEBENSWERT

Ich lernte Maria Hölzel als resolute, aber liebenswerte Persönlichkeit kennen. Dass ihr Sohn zeit seines Lebens eine Art Lebensmittelpunkt für sie gewesen war, ist weithin bekannt. Dass sie ihn allerdings regelrecht kontrolliert und dominiert habe, wie das medial oftmals kundgetan wurde, kann ich mir schwerlich vorstellen. Vielleicht war die alleinerziehende Mutter Maria Hölzel ein wenig „overprotective“, andererseits hätte Hans selbst nicht so eine enge, innige Beziehung zu ihr gepflegt, wäre sie ihm nicht mindestens ebenso nahegestanden wir er ihr.

AUS QUERELEN RAUSGEHALTEN

Auch mit Mama Hölzel verstand ich mich bald sehr gut. In der ersten Zeit nach Falcos Ableben bot ich an, ihr von Zeit zu Zeit bei Erledigungen etwa als Chauffeur zur Seite zu stehen, woraus sich einige nette und interessante Nachmittage ergaben. So fuhren wir öfters von der Schottenfeldgasse, wo Maria Hölzel die Wohnung ihres Sohnes nach dessen Ableben bezogen hatte, in sein Zweithaus nach Gars am Kamp, um Dinge zu erledigen. Etwa sein dortiges Hab und Gut zu sichten, um Gegenstände für eine Falco-Ausstellung auszusuchen, was durchaus zu lustigen Momenten führte („Da, nimm diese Haarbürste und das Shampoo da drüben. Das geb ma ihnen, mehr brauchts ned, das reicht.“). Andererseits war es für mich zutiefst berührend, Hans‘ Sachen in dem schönen Haus vozufinden, in akribischer Ordnung, so wie er es mochte. Seine Pullover im Kasten, das Kücheninventar, all die Bilder, die netten Erinnerungen. Alles schien so, als könnte er jederzeit wiederkommen. Auch für Mama Hölzel – irgendwann durfte auch ich sie so nennen – müssen das noch schwerere Stunden als für mich gewesen sein, wenngleich sie sich kaum was anmerken ließ. Aus den Querelen Falcos Nachlass betreffend konnte ich mich gottlob stets heraushalten. Ich interessierte mich auch nicht dafür – was Maria Hölzel, so sagte sie jedenfalls, zu schätzen wußte.

SCHLAGANFALL

Einen scharfen Einschnitt brachten die drei Schlaganfälle. Die gesundheitlichen Folgen, allen voran der Verlust der Sprachfähigkeit und eine halbseitige Lähmung, die sie an den Rollstuhl band, änderten vieles im Leben der Maria Hölzel. Dennoch ließ sie sich aber die Lust am Leben nicht nehmen. Sie bekam weiterhin wohl mit, was sich um sie herum abspielte, versuchte so weit wie möglich, auch weiterhin ein aktives Leben zu führen und besuchte so lange es ihr möglich war auch regelmäßig die großen Falco-Parties, die wir alljährlich zu dessen Todestag im U4 veranstalten. Dort ließ sie sich geduldig mit zahlreichen Fans und Gästen fotografieren, lauschte interessiert den Darbietungen der diversen DJs und Musiker und genoß sichtlich, wie die musikalische Lichtgestalt Falco auch noch Jahre nach dem Ableben ihres Hans die Massen zu begeistern vermochte.

WIEDER VEREINT

Als ich Maria Hölzel zuletzt im Seniorenheim Oberlaa besuchte – das war im Februar, zu Hans‘ Geburtstag – war es um ihre Gesundheit schlecht bestellt. Sie hat mich nicht mehr erkannt, lag in einem Dämmerzustand in ihrem Bett und schien der realen Welt um sie herum irgendwie entglitten zu sein. Das stimmte mich traurig. Es schien, als würde sie ihr stets starker Lebenswille verlassen zu haben. Nun ist Falcos Mama also verstorben. Wenn man spirituell denken mag ist sie nun irgendwo da draussen in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum wohl wieder mit ihrem geliebten Sohn vereint.

DIE 80ER SEHR WOHL ERLEBT!

Für mich geht damit gewissermaßen ein weiterer Link zu meinem Freund Hans Hölzel verloren. Und damit auch ein Bezugspunkt zu einer Zeit, die reich war an Höhepunkten, musikalischer Natur, wie auch persönlicher Art. Wer sich an die 80er-Jahre in Wien erinnern kann, hat sie nicht erlebt, soll Falco einmal gesagt haben. Ich habe die 80er Jahre sehr wohl erlebt und kann mich auch noch gut an sie erinnern. Und das soll auch, bitte, immer so bleiben …

Quelle: Wiener Online