Wo FALCO feierte: Marchfelderhof-Ikone Gerhard Bocek gestorben

Der legendäre Marchfelderhof-Chef und Promi-Wirt Gerhard Bocek ist tot. Er verstarb völlig unerwartet in der Nacht auf Dienstag, den 02. Februar 2021 im Alter von 79 Jahren.

Von Persönlichkeiten wie Gerhard Bocek lebt die Gastronomie: Bereits in der Volksschule hatte er von einem der originellsten Restaurants der Welt geträumt, und machte in jungen Jahren aus dem einfachen Dorfwirtshaus „Bocek“ seiner Eltern in Deutsch-Wagram eine einzigartige und unverwechselbare kulinarische Ikone.
Das von ihm in »Marchfelderhof« umbenannte Gasthaus ist Boceks Lebenswerk und jede Nische erinnert an die lebendige Geschichte des Restaurants.

Bis zuletzt stand Boceks Leben ganz im Zeichen der Arbeit für „sein“ Lokal. Noch vor wenigen Tagen sprach der 78-Jährige von seinen Plänen, nach dem Lockdown im Frühjahr 2021 endlich wieder aufzusperren. Aufgrund seiner umgänglichen Art war er sowohl bei seinen rund 60 Mitarbeitern, als auch bei den Gästen überaus beliebt.

Der Promi-Wirt war im Jänner 2020 von der Stadtgemeinde Deutsch-Wagram zum Ehrenbürger ernannt worden. „Er hat den Marchfelderhof zu dem gemacht, was er heute darstellt. Seine Verdienste um den Spargelanbau sind nicht zu überbieten“, hieß es damals auf der Website der Kommune.

Über 60 Jahre bewirtete Gerhard Bocek zahlreiche Promis

In seinem schillernden Marchfelderhof gingen sie alle ein und aus, die Politiker, Stars und Sternchen der österreichischen Szene: FALCO, Waltraud Haas, Bruno Kreisky, und Lotte Tobisch zum Beispiel.
Aber auch internationale Stars wie Liz Taylor, Bud Spencer, Tina Turner, Joe Cocker, und Freddie Mercury begrüßte der Promi-Wirt in seinem berühmten Lokal in Deutsch-Wagram.

Zu Ehren von FALCO hängt auch heute noch eine Gedenktafel an der, mit Gästenamen „prall gefüllten“ Hausmauer des renommierten Society-Restaurants:

Bocek war untrennbar mit seinem Lokal Marchfelderhof verbunden. Schon vor der Übernahme des elterlichen Betriebes begann er gemeinsam mit seiner Schwester Hilde Faltus-Bocek , den einfachen Landgasthof in „ein internationales Renommierlokal“ umzuwandeln, wie es in einer Beschreibung hieß.

Bocek arbeitete nach der Absolvierung der Gastgewerbeschule ab 1958 im elterlichen Betrieb. Nach Auslandspraktika in Italien, Deutschland und der Schweiz war er seit 1969 Geschäftsinhaber und Gesellschafter der „Marchfelderhof“ Bocek & Faltus Restaurant Betriebsgesellschaft m.b.H. Bis 2018 gemeinsam mit Hilde Faltus-Bocek – seit 2019 mit Geschäftsführer Peter Großmann und Küchenchef Christian Langer.

Die Küchentradition ging dabei ebenso auf Boceks Urgroßtante, die Kochbuchautorin Olga Heß, zurück, wie auch das pittoresk-verschachtelte Ambiente des Lokals.


FALCO.NET LINK:

Tipp: Das „Falco Séparée“ im Marchfelderhof bei Wien

Ein Lokal-Bericht anlässlich einer Geburtstagsfeier von FALCO.NET

Den Marchfelderhof, das Gasthaus, gab es seit Generationen. Es war das erste gemauerte Gebäude in der Gegend. Dort lagerten die Bauern (vor allem am Dachboden des Gebäudes) über Jahre alles, was nicht verbrennen sollte, wenn es denn mal brannte.

Nach ein paar Jahren wusste längst keiner mehr, wem all die Geräte, Artefakte oder Waffen gehörten. Bocek holte das „alte Graffel“ vom Speicher in den Gastraum: Plötzlich waren da kleine Nischen und Ecken. Man hatte was zum Schauen. Fand immer was anderes. Konnte drüber reden – und hatte Privatsphäre, wurde aber doch gesehen: „Wenn der Kreisky am Nachbartisch saß, merkte das jeder – aber er hatte trotzdem seine Ruhe.“

Aus dem urtümlichen Marchfelderhof wurde schnell ein Geheimtipp, der Stars, Sternchen, Politiker, Primadonnen, Adel und Geldadel aus aller Herren Ländern anlockte. Zuletzt füllten die Namen bereits 40 Gästebücher.

Gekrönte Häupter wie der griechische König Konstantin, der ägyptische König Faruk oder der Schah von Persien kehrten ebenso im kultigen »Marchfelderhof« ein, wie Filmstars – etwa Liz Taylor oder Clark Gable. Bei beliebten Anlässen wie das Ganslessen oder bei Spargel-Diners war viel heimische Prominenz mit den dazugehörigen »Adabei«-Journalisten anwesend.

FALCO mit Marchfelderhof-Chef Gerhard Bocek (Nov. 1990)

Bocek verwöhnte stets seine Gäste und dekorierte sein Lokal mit Geschirr, Säbeln, Statuen, Schriftstücken, Bildern, Musikinstrumenten usw. – Tausende Exemplare machen den „Marchfelderhof“ zum Unikat.

Am 21.11.2017 erhielt KommR Gerhard Bocek in St.Pölten das „Goldene Verdienstzeichen für die Republik Österreich“ von Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner:

Schock und Trauer

„Wir sind zutiefst erschüttert und unendlich traurig, dass unser Chef, Herr Kommerzialrat Gerhard Bocek, heute früh völlig unerwartet und plötzlich im 79. Lebensjahr verstorben ist“, so die „Marchfeldhof“-Mitarbeiter in einem ersten Statement.

Auch Richard Lugner (89) zeigt sich schockiert von Boceks Tod. „Wir haben erst vorige Woche miteinander telefoniert. Ich habe zuletzt meinen 88. Geburtstag im Marchfelderhof gefeiert“, erzählte er.

Leidenschaftlicher Gastgeber

Mit Gerhard Bocek verliert die heimische Gastronomie einen Macher, der nie aufgab und kurz vor seinem Tod noch eine beachtenswerte Initiative startete: Er rief den »Marchfelderhof« kurzerhand als »Nichtraunzerzone« aus: »Hier wird nicht herumgemeckert, sondern agiert und reagiert«. Dieser Satz charakterisiert Gerhard Bocek trefflich und so wird er uns in Erinnerung bleiben:

Als positiver Mensch, als Anpacker und als herzlicher Gastgeber.


FALCO.NET LINK:

Ein NACHRUF: Marchfelderhof-Chef Gerhard Bocek

von Tom Rottenberg  (Der Standard)


ORF Studio2 TV-Beitrag
zum Ableben von Gerhard Bocek
(03.02.2021)


LINKS:

Marchfelderhof – Homepage
Marchfelderhof – Geschichte
Marchfelderhof – Society Events

Fotocredits:

Conny de Beauclair
Andreas Lepsi/Marchfelderhof
FALCO.NET

Quellen:

NÖN.AT
HEUTE.AT
KRONE.AT
KURIER.AT
MEIN BEZIRK
FALLSTAFF.AT
LIFESTYLE-DOG.AT – Verdienstzeichen
NÖN.AT – Verdienstzeichen


FALCO im MARCHFELDERHOF:

FALCO mit Mutter Maria Hölzel


FALCO mit der „hauseigenen“ Marchfelderhof-„Handleserin“ Adele Birnbauer


Falco mit seiner „Süwerl“ – Sylvia Wagner


Falco mit Gerry Kessler

 


1996 entstand das folgende Falco-Interview im Marchfelderhof
anlässlich des 70. Geburtstages von Maria Hölzel:


 

Goldener Mozart für Falco-„Mamsch“ Maria Hölzel am 10.12.2012:

Gerhard Bocek, „Mozart“ Anika, Wickerl Adam, Michael P. Simoner, Ronnie Seunig, „Supermax“ Kurt Hauenstein, Maria Hölzel und „Mister U4“ Conny de Beauclair
Foto: Meidl

Falco nannte seine Mutter immer liebevoll seine „Mamsch“ und feierte stets gerne barocke Feste am Marchfelderhof. Das hat natürlich der dynamische und herzensgute Wirt Gerhard Bocek nicht vergessen und so zelebriert er in Gedenken an Falco mit dessen Freunden jedes Jahr den Geburtstag der „Mamsch“. Falco, Supermax, Drahdiwaberl, Hallucination Company und „Mozart“ (!) bildeten diesmal im Marchfelderhof den akustischen Background des heuer 25-jährigen Jubiläums von Hans Hölzels Nummer 1 – Hit „Rock Me Amadeus“, bei dem sich der elitäre „Club dell’ Opera di Vienna“ aufschwang, um Falco posthum den „Goldenen Amadeus“ zu verleihen: Ein fast waschechter „Wolfgang Amadeus“ überreichte die begehrte goldene Statuette dem strahlenden Geburtstagskind, Falco-„Mamsch“ Maria Hölzel, die ihren 84sten Geburtstag feierte.

Zum traditionellen Geburtstagsschmaus mit Gansln, Rehbraten und Backhendln kreuzte Falcos Freundesschar geschlossen auf und delektierte sich anschließend an einer himmlischen Geburtstagstorte, gebacken von Falcos Tanten und Cousinen. Mit von der Partie waren: Falco-Intimus und -Stiftungspräsident Ronnie Seuning, Austropop-Urgestein Wickerl Adam, „SUPERMAX“ Kurt Hauenstein, „Mister U4“ Conny De Beauclair, Falco-Double Michael Patrick Simoner, der „österreichische Fred Aistaire“ Michael Seida, Falco-Nachlassverwalter Peter M. Pernica u.v.a.m.!

Quelle: Gastroweb


 

Selbst in der „illustrierten“
Speisekarte des Marchfelderhof
ist FALCO, neben vielen anderen Utensilien im „Falco Séparée“, verewigt worden:

 


(red. – 03.02.2021)