Grenzgang für FALCO
F@lco. Am 1. April 2000 wird „A Cyber Show“ uraufgeführt. Der Hauptdarsteller könnte, so Regisseur Paulus Manker „ein Farbiger sein“.
Mama Hölzel wird da in ernste Verwirrung sinken. Leicht möglich, daß ihr zum Premierendatum 1.April 2000 eine veritable Krise droht. Was immer der Bub zu Lebzeiten an Exzentrischem vogelegt hat – seine Herkunft vom Wiener Grund hat ihm noch keiner abgesprochen. Und jetzt das: Falco soll im Frühjahr per Ronacher zur Musical-Gestalt werden. Der israelische Dramatiker Joshua Sobol schreibt das Buch mit dem Titel „A Cyber Show“, Bühnen-Extremist Paulus Manker führt Regie.
Schwarzer Hansi?Nur nach dem kongenialen Hauptdarsteller wird noch gefahndet. So vergebens, das Manker nach fünf Auditions in Wien und vier in Düsseldorf und Berlin unter 200 Teilnehmern keinen brauchbaren fand. Also wollen Manker und sein musikalischer Leiter Thomas Rabitsch demnächst in New York weitersuchen. Wen man dort zu finden hofft, lässt Manker via NEWS wissen: „Die Hauptrolle könnte durchaus ein Farbiger spielen. Das würde mich nicht stören und wäre überraschend.“
An jenem 1.April 2000 feiert das erste Bühnenstück über Falcos irres Leben Premiere, und die Vorbereitungen laufen wie besessen. Höchst verschiedenartige Prominenz bewarb sich um Rollen im potentiellen Kultstück. Der Kabarettist Alf Poier hätte gerne seine ‚Jeanny‘-Parodie zur Verfügung gestellt. Ira von Fürstensbergs Sohn Hubertus Hohenlohe fühlte sich berufen, das „halbe Ensemble der Vereinigten Bühnen“ (Rabitsch) wurde vorstellig und abgewiesen.
Leben, Sterben und die Hölle. Manker verheißt schon jetzt einen Grenzgang, ungeeignet für Fanclubs: „Hans Hölzel hat sich Anfang der 80er Jahre entschieden sich eine Maske zuzulegen, die aber in der Folge den Menschen dahinter an die Wand gedrängt hat. Sie hat sein Leben und Sterben schwer und schließlich zur Hölle gemacht. Das zeigen wir.“
Autor Joshua Sobol, der mit Manker schon „Alma“ auf die Bühne brachte, finalisiert soeben die sechste Fassung des Buches.
« Das Ronacher wird für die „Cyber Show“ in eine riesige Arena in Form eines Internet-@ verwandelt. Von den Logen können die Zuschauer passiv das Spektakel verfolgen. Unten im Parkett erwartet die Besitzer der billigeren Tickets ein Rockkonzert, in dessen Verlauf sie tanzen, rund um die Bühne gehen oder an der Bar lungern können. Sie werden selbst ein Teil der Show.
« Das Stück hat keine durchgehende Handlung, sondern zeigt skizzenhaft Falcos Leben und den ständigen Kampf zwischen Hans Hölzel und seiner mörderischen Schöpfung. Rabitsch: „Die Geister die Hans rief, wird er nicht mehr los.“ In Episoden erlebt man Falcos ersten Erfolg mit ‚Der Kommissar‘, die Enttäuschung ‚Junge Römer‘, die mentale Katastrophe des untergeschobenen Kindes. Die Situation spitzt sich zu, Hölzel will sein Alter ego „von allen Festplatten löschen“. Das Stück endet extrem wie das reale Leben: Falco rast mit dem Auto in den Tod. Rabitsch: „Wir zeigen den Auto-Crash als Videoszene.“ Dennoch, so Manker: „Eine Gossip-Geschichte gibt es bei uns nicht.“
« Dafür Musik mit dem Vorzug der Authenzität. Komponist Rabitsch: „Im Stück finden sich 25 Falco-Hit’s.“ Zum Song Egoist drängen sich zehn Doubles auf die Bühne.
« Die Kunstfigur Falco erscheint nur virtuell, einmal als animiertes 3-D-Computermodell, dann als Hologramm, auf Vidiwalls und einen Wasservorhang projiziert.
« Auch Wegbegleiter werden in der Show erscheinen: So wird aus Falco-Entdecker Markus Spiegel der Produzent ‚Karl Markus‘.
« Mit dem Finale der Cybershow ist die Nacht nicht zu Ende: „Die Leute können bis vier Uhr früh bleiben, es gibt DJs, ein Clubbing bis in den Morgen.“
30 Millionen Schilling wird die Show kosten und einen Monat lang im Ronacher laufen, bis sie von September bis Dezember 2000 auf Tournee geht.
Falco zwei. Im Berliner Theater des Westens arbeitet derweil Skandalautor Burkhard Driest am Musical ‚Falco meets Amadeus‘, das im Mai uraufgeführt wird und Falco als „versoffenen Verzweifelten“ (Driest) zeigt.
Während der Verewigte auf zwei Bühnen Urständ feiert, ist die posthume Erfolgsgeschichte ins Stocken geraten. Die neue Falco-CD ‚Verdammt wir leben noch‘ kämpft mit Schwierigkeiten. Die Auskopplung als Maxi-CD erwies sich als strategischer Fehler, Radiostationen lehnten das Lied ab.
Auch die Nachlaß-Causa erweist sich als zäh. Ex-BMG-Ariola-Boß Stephan Friedberg, vom Gericht als Sachverständiger eingesetzt, rechnet erst Mitte 2000 mit einem Ergebnis: “ Ohne die Abrechnungen des Jahres 1999 ist eine seriöse Berechnung nicht möglich.“ Die von Falco-Nachlaßverwalter Andi Egger kolportierten 20 Millionen Schilling hält Friedberg jedoch jetzt schon für zu wenig. Und Falco darf nicht abtreten aus dem grellen Licht, das ihn zuletzt umgebracht hat.
Quelle: NEWS 1999