Regisseur Paulus Manker über seine Arbeit an „F@lco ? A Cybershow“ im Ronacher
profil: Sie proben seit zwei Monaten an Ihrer „Falco“-Inszenierung, die sich teils an der Realität orientiert, aber auch mit sehr viel Fiktion arbeitet: Spielt der reale Falco da noch eine Rolle?
Manker: Aber selbstverständlich! Ich war unlängst eine Nacht lang im ORF und habe mir dort alte Sendungen und Konzertmitschnitte angesehen. Das war interessant ? nach diesen vielen Wochen Proben habe ich mir den wie einen guten alten Bekannten und Freund angesehen. Ich hab mir gedacht: Na schau, da redet er über das, da ist die Geschichte mit dem Kind … Das geht aber nicht nur mir so. Der Hansi Lang, der ihn weiß Gott besser kannte als ich, hat gesagt, er hat in dieser Probenzeit so viel über Falco erfahren wie nie zuvor. Nicht nur durch uns, sondern auch durch sich: Weil er sich jetzt halt jeden Tag zwölf Stunden lang mit ihm beschäftigt, seine Lieder singt und seine Texte hört und, und, und. Da kommt man jemandem schon gewaltig nahe.
Bevor die Proben begonnen haben, meinten Sie einmal, Sie hätten Falco nicht sehr gut gekannt. Sie interessierten sich zwar für die Figur, wurden aber nicht gerade ohnmächtig vor Begeisterung. Hat sich das geändert?
Und wie. Da hat eine Liebschaft begonnen, aus der eine große Zuneigung geworden ist. Aber es war mir schon von Anfang an klar, dass das eine Liebeserklärung an ihn, an seine Musik und an seine Poesie wird. Wir hören und präsentieren die Lieder in der „Cybershow“ ja ganz anders als auf den CDs. Und ich glaube, manche von den unbekannteren Songs haben wir wirklich aus dem Dornröschenschlaf geweckt.
„Europa“, das erst kürzlich posthum veröffentlicht wurde, zum Beispiel …
Ja, und das liegt auch an André Eisermann. Das Tolle ist ja, dass André Gott sei Dank kein Wiener ist und mit einer unglaublichen Sprachgenauigkeit an die Texte herangeht. Und das kommt den Songs sehr zugute. Obwohl Falco selbst ein toller Vortragender war, das merkt man grad bei „Europa“ ? hervorragend!
Ist der Krach nicht schon vorprogrammiert, wenn zwei so starke und egozentrische Persönlichkeiten wie Manker und Eisermann aufeinander treffen?
Der Eisermann beißt zu. Der greift an. Der will ran. Der wird wahrscheinlich sogar wirklich Popstar werden, ich hab das im Gefühl. Aber er reißt dabei auch andere mit, hat Ideen, und das macht die Arbeit sehr aufregend.
Auch Hansi Lang ist an und für sich nicht gerade für seine Unkompliziertheit berühmt …
Wir waren vom Hansi so beeindruckt, und von seiner Anteilnahme und Herzenswärme diesem Falco gegenüber, der ja ein Freund von ihm war, dass Joshua Sobol ihm extra eine Rolle geschrieben hat ? den Citizen Kain. Und wie Hansi Lang „Ganz Wien“ singt ? das ist unvergleichlich. Natürlich auch deshalb, weil er weiß, wovon er singt. Wenn der singt „Ganz Wien ist auf Heroin“, dann weiß der einfach, was Sache ist, und das kriegst du sonst so von niemandem. Da ist keine Prätention dabei, und das danke ich ihm sehr.
Ihre „Falco“-Inszenierung ist ein Work in Progress mit nicht völlig gewissem Ausgang. Wird sich das Stück auch nach der Premiere noch verändern?
Wir werden erst einmal froh sein, wenn wir die Premiere über die Bühne kriegen … Aber natürlich fehlen uns gute eineinhalb Monate. Die amerikanischen Darsteller haben unlängst gesagt: Weißt du, in New York würde man für so was mindestens sechs Monate Proben brauchen. Und ich habe gesagt: Ja, hier auch. Aber wir haben nun mal nur zwei.
Quelle: Profil 13/2000