Review: „Mütter“ – Hans & Maria Hölzel im Interview (1991)

FALCO und seine Mutter in der Sendereihe „Mütter“ (Gestaltung: Hermi Löbl, ORF 1991)

Zum Wiedersehen der Sendung nach 30 Jahren

In Falcos Leben gab es zwei Tage, die unumstößlich seiner Mutter gehört haben: Weihnachten und Muttertag. Das innige Verhältnis der beiden zueinander war zwar nicht immer ganz konfliktfrei, aber im Grunde von einer gegenseitigen „Loyalität“ geprägt, die er nach eigener Aussage bis ins Jahr 1996 noch „bei keiner anderen Frau“ gefunden hat.

Die spezielle Verbindung der beiden war bereits zu Lebzeiten bekannt und wurde von Journalisten immer wieder als skurriles Detail erwähnt. Grund genug für Fernsehjournalistin Hermi Löbl im Frühjahr 1991 Falco und seine Mutter in die ORF-Sendereihe „Mütter“ einzuladen und die beiden getrennt voneinander zu befragen.

Zuerst wurde die Mutter in ihrem Wohnzimmer besucht. Dann der Sohn in der Schottenfeldgasse, wo er am Mischpult in seinem legendären Musikzimmer die Einspielungen der Mutter am Bildschirm schelmisch kommentiert. Aber nicht nur das. Hermi Löbl war keine Investigativ-Journalistin, an heiklen Punkten hakt sie jedoch fast naiv nach und führt die privaten Themen behutsam in die Tiefe. So wird er um seine Erinnerungen an die Trennung der Eltern, über sein nicht ganz schmerzfreies Verhältnis zum abwesenden Vater ebenso befragt, wie über seine psychisch bedingte Nähe zum „Totengräber“, dem er aus beruflichen Gründen schon mehrmals „von der Schaufel gesprungen sei“. Diese Aussagen waren damals, im Jahr 1991 noch weitestgehend erstaunlich, denn seine innere Verletzlichkeit hat Falco erst zwei Jahre später, mit dem Vaterschaftstest schonungslos publik gemacht.

Im Frühjahr 1991 erleben wir ihn nicht nur braungebrannt und bestens aussehend, sondern er wirkt selten balanciert, so dass man meinen könnte, er hätte Karriere und Privatleben ganz locker im Griff. So mag es damals auch gewesen sein. Und in solchen positiv gestimmten Lebensphasen gibt er nicht nur Antworten, sondern weiß sein Gegenüber mit Schmäh wie mit Charme einmalig für sich zu gewinnen. Das scheint ihm sogar bei Hermi Löbl gelungen zu sein. Sie erlebt in diesem Gespräch nicht Falco, den Popstar, sondern Hans Hölzel, der sich aus der Rolle des Falco wieder herausgenommen hat, humorvoll auf die Zuspielungen seiner Mutter eingeht und sich als Sohn offenbart.

Das Interview rollt seinen Lebensfaden bis zu seiner Geburt auf. Wir erfahren von Hansi, dem Wunderknaben mit dem absoluten Gehör, bekommen einen Einblick in die Lausbubereien des jungen Falco bis hin zu seiner späteren Dankbarkeit als Promi-Sohn, der seiner Mutter im Alter von 34 Jahren wohl das schönste Kompliment macht, wenn er meint, sie hätte im Unterschied zu anderen wohl so gar keine Ahnung gehabt von seinen außergewöhnlichen beruflichen Plänen und wäre dennoch die einzige gewesen, die ihn auf diesem, seinem Weg voll unterstützt hat. Eine „Hoiderin“ sei sie gewesen, also ein Mensch, auf den er sich verlassen konnte.

Falco war sich der Förderung durch seine Mutter absolut bewusst und beschließt das Interview mit dem berührenden Satz, dass sein Leben nicht ausreichen würde, um ihr das in irgendeiner Form zurückzugeben, was sie für ihn getan hat. Was für eine Aussage, bedenkt man seinen frühen Tod, der die beiden sieben Jahre danach für eine lange Zeit getrennt hatte.

Diese Sendung vermittelt aus dem Blick einer völlig anderen Zeit tatsächlich das Gefühl einer bemerkenswerten Nähe zwischen Mutter und Sohn. Herzlich und zurecht stolz aufeinander. Höchstwahrscheinlich hätten die beiden den heutigen Muttertag gemeinsam verbracht und sich auch jetzt noch gegenseitig gestärkt. Davon ist auszugehen. Und ganz sicher hätten sie sich über das Wieder-Sehen dieser Sendung nach 30 Jahren genauso gefreut wie die Verfasserin dieser Zeilen. Ein Zeitdokument, das Freude macht.

Text & RedaktionAmadea S. Linzer


 

„Mütter“ – mit Hans & Maria Hölzel
(Gestaltung: Hermi Löbl, ORF 1991)